Dusko Goykovich & RTS Radio Belgrad Bigband | 21.03.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

Es fühlt sich ein klein wenig an, als zöge an diesem Abend im Audi-Forum einer der wichtigsten europäischen Trompeter eine Art persönliche Bilanz. Dusko Goykovich, der Mann, der einst aus dem ehemaligen Jugoslawien auszog, um in der Welt des Jazz einer der ganz Großen zu werden, spielt zusammen mit der RTS Radio Belgrad Bigband seine Musik, die immer eine ganz spezielle war, weil man ihr die Herkunft dessen anhört, der sie spielt.

Man kenne sich ja bereits seit ungefähr 100 Jahren, sagt der mittlerweile 87-jährige Goykovich mit einem Augenzwinkern, und er finde, „die Jungs in der Band“, von denen einige seine Enkel und Urenkel sein könnten, „machen ihre Sache doch wirklich gut“. Das kann man in der Tat laut sagen, denn dieses Ensemble vereinigt auf sich nicht nur alle für eine Bigband unabdingbaren Tugenden wie Präzision, Disziplin und Teamgeist, sondern hat zudem Charakter, Stahlkraft bei den flotten Nummern, subtile Empfindsamkeit bei den Balladen, einen siebten Sinn für den Beat des Swing und den Groove des Bebop. Und dann kommt natürlich dieser mächtige Sound mit hinzu, der immer dann entsteht, wenn fünf Trompeter, vier Posaunisten und fünf Saxofonisten mit Schmackes zum Punkt kommen und auf eine Rhythmusgruppe treffen, die die Rolle des berühmten Felsen in der Brandung absolut verinnerlicht hat.

Goykovich, der alle Stücke des Abends geschrieben hat, verbeugt sich vor seinen ehemaligen Weggefährten. „Remember Dizzy“ widmet er Dizzy Gillespie, „One For Klook“ dem großen Schlagzeuger Kenny Clarke, bei „A Ballad For Miles“ trifft die grenzenlos einsame Trompete von Miles Davis auf den warmen Sound der Bigband und „Rebop“ schließlich ist Manfred Rehm gewidmet, in dessen Birdland-Jazzclub in Neuburg das Stück im Original zusammen mit etlichen anderen für seine aktuelle CD mitgeschnitten wurde.

Goykovich, der herausragende Trompeter, in dessen Ton seine Herkunft nachhallt, Goykovich, der Komponist, der für so wunderbare Melodien wie die von „Manhattan Mood“ oder „Samba Tsigane“ verantwortlich ist – das ist die eine Komponente. An diesem Abend aber wird auch in besonderer Weise die andere deutlich, nämlich seine große Klasse als Arrangeur. Das Repertoire wurde ja ursprünglich für kleinere Quartett- oder Quintett-Besetzungen geschrieben. Sie derart souverän umzugestalten auf die Bedürfnisse einer Bigband, verrät nicht nur ein höchstes Maß an Kreativität, sondern auch ein Gespür dafür, wie man eine Kompositionen neu einkleiden kann, ohne zu riskieren, ihr damit ihren typischen Charakter wegzunehmen.

Dusko Goykovich und die RTS Radio Belgrad Bigband. – Ein Solist und ein aus 19 Musikern bestehender Klangkörper, zwei gleichberechtigte Partner, die einander wertschätzen und vereint sind in ihrer Liebe zu Bebop, Blues, Swing und Latin und nicht zuletzt zwei Verbündete, die ihrem Publikum im Audi Forum einen wunderschönen Abend bescheren.