Dusko Goykovich Quintet | 11.09.2015

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Kaum zu glauben, dass der ältere Herr, der da mit aufrechter Körperspannung auf der Bühne des Birdland steht, fest eingewurzelt, kernig, selbstbewusst und kraftvoll, schon fast 84 ist. Kraftvoll, geschmeidig und klar bläst er die Trompete, kein brüchiger Abglanz bester Zeiten, sondern ungebrochene Fortsetzung eines Lebens, das eine große Karriere im internationalen Jazz umfasst. Dazu eine Begegnung mit einem Musiker, der den Jazzclub kennt wie sein eigenes Wohnzimmer. Dusko Goykovich läutete am 1. Februar 1991 mit dem ersten Konzert im Gewölbe unter der Hofapotheke eine nun schon fast 25jährige glanzvolle Ära des Neuburger Jazzclubs ein. Und wie schon oft in den letzten Jahren eröffnete er auch heuer die Saison im Birdland.

Der am 14. Oktober 1931 im bosnischen Jajce geborene Trompeter, 2014 mit dem Echo Jazz für sein Lebenswerk ausgezeichnet, präsentierte sich in bester Verfassung und ausgezeichneter Spiellaune. Immer wieder faszinierend, wie selbstverständlich und schneidig geradezu rasante Uptempo Nummern wie Horace Silvers „Room 608“ oder, fast am Ende des Konzerts, Dizzy Gillespies „Aw“ aus dem Instrument blitzen.

Seine große Stärke auf der anderen Seite: Dusko Goykovichs Balladenspiel ist wirklich einzigartig, sein unnachahmlich weicher, zugleich überaus präzise akzentuierender Ansatz unter Tausenden herauszuhören. Nicht von ungefähr widmete er sein eigenes „Five o’clock in the morning“ dem großen Miles Davis, mit dem er in früheren Tagen befreundet war.

Das im Birdland schon so häufig bewährte Trio Bernhard Pichl am Piano, Rudi Engel am Bass und Matthias Keul am Schlagzeug zeigte sich erneut als eine ausgezeichnete Band gepflegt swingenden Anspruchs. Nach Neuburg mitgebracht hatte Dusko Goykovich diesmal zudem Ronnie Cuber, einen Weggefährten aus den alten Tagen bei Maynard Ferguson und Woody Herman, zweimal Grammy geschmückter Baritonsaxophonist, der schnittig und süffig seinem Instrument die Sporen gab. Ein Auftakt nach Maß in die neue Saison. Und Dusko Goykovich sei zugerufen: Ad multos annos!