Dusko Goykovich Quintet | 15.09.2017

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Er ist schlicht und einfach ein Phänomen. Als Dusko Goykovich am 1 Feburar 1991 mit dem Jungfernkonzert im Keller unter der Hofapotheke die neue Ära des Birdland Jazzclub Clubs Neuburg einläutete, konnte er mit seinen damals 60 Lenzen schon als ein elder statesman des Jazz angesehen werden.

Die große Karriere sprach (und spricht) für ihn: Mit Chet Baker verband ihn eine jahrelange Freundschaft, er lebte etliche Jahre in den USA, spielte u.a. mit Dexter Gordon, Stan Getz und Dizzy Gillespie, war Trompeter in den Big Bands von Maynard Ferguson, Woody Herman und – zurück in Europa – in der Clarke-Boland-Big-Band. Dusko Goykovich befand sich im innersten Zentrum des europäischen Bebop und war dazu einer der wesentlichen Mitbegründer des Ethno-Jazz.

Er experimentierte bereits 1966 auf „Swinging Macedonia“ oder mit der 1974 komponierten Orchestersuite „Balkan Blues“ mit ethnischen Elementen in der Musik, als noch kein Mensch von Weltmusik sprach.

Seit 1991 ist der am 14. Oktober 1931 im bosnischen Jajce geborene Trompeter rund zwanzig mal in Neuburg aufgetreten. Ein großes Bild im Eingangsbereich dokumentiert die enge Verbundenheit. Und Neuburg scheint ihn nach wie vor zu inspirieren: Gemeinsam mit einer auserlesenen Crew von Weggefährten legte er ein Konzert hin, das Kenner wie Gelegenheitsgäste rstlos begeistert zurück ließ: Dusko Goykovich erwies sich einmal mehr als Meister von Bebop, Blues und Balladen. Seine Trompete kann Feuer spucken und glutvoll schimmern, strahlend aufleuchten und samtig träumen.

Wie ein fest verwurzelter Baum steht er auf der Bühne, lässig zählt er die Stücke ein, mit leisem Lächeln genießt er die Kunst seiner Mitstreiter: Das sind der energisch vorwärts drängende Jesse Davis am Altsaxophon, der ungemein quirlige Dado Moroni am Piano, der hart swingende Groove-Garant Alvin Queen am Schlagzeug und schließlich der souverän virtuose, überaus bewegliche Mats Vinding am Bass. Eine Allstar-Band rund um einen der ganz großen Meister des Jazz!

Gegen Ende des Konzerts erst spricht Dusko Goykovich selbst über sein Alter: „In vier Wochen werde ich 86 Jahre alt, aber noch bin ich ja erst 85.“ Spricht’s und hebt die Trompete zu einem seiner unvergleichlichen, gleißenden Soli.