Mike LeDonne Organ Quartet | 17.09.2017

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Es gibt Momente, da muss sogar der fast schon heilige Flügel im Neuburger Jazzclub seinen Platz räumen. Dann nämlich, wenn das größte aller möglichen zum Jazzinstrumentarium gehörende Ungetüm diesen Platz beansprucht: die 400 Kilo schwere Hammondorgel, „das Biest“, von Mike LeDonne. Insbesondere das Modell B3 klingt ja auch erst so richtig, wenn dazu noch das Leslie-Kabinett kommt, der charakteristische Verstärker mit dem typisch schwirrend-schwebendenden Sound. Da ist dann schon ein Drittel der Bühne belegt und der Bösendorfer muss sich trollen.

Meistens lohnt sich das, am vergangenen Sonntag auf jeden Fall. Der Amerikaner Mike LeDonne gilt als wahrer Meister des Instruments, das Fats Waller und Wild Bill Davis in den 30er Jahren in den Jazz einführten, dem Jimmy Smith und Jimmy McGriff in den 50ern und 60ern die Sporen gaben, das ab den 70ern unter anderem unter den Händen von Jon Lord losrockte und nicht nur den Sound von Deep Purple prägte, das auch im Jazz immer wieder große Meister hervorbrachte – bis heute. Etliche davon waren im Birdland schon zu hören, allein in jüngster Zeit Joey DeFrancesco, Larry Goldings, Gary Versace oder der deutsche Jermaine Landsberger.

Nun also Mike LeDonne. Der knüpft an die klassische Besetzung des Orgeljazz der 50er an mit Hans Braber am Schlagzeug und Martien Oster an der Gitarre. „Gitarre und Orgel passen schließlich zusammen wie Pfeffer und Salz“, sagt LeDonne dazu. Das Trio ergänzt Wim Wollner am Tenorsaxophon zum Quartett. Derart wacker begleitet lässt LeDonne der Königin der Instrumente freien Lauf. Hardbop, Soul und Blues prägen den Abend, nur selten lässt eine Ballade Raum zum Durchschnaufen. In der Regel geht’s vorwärts, dass die Funken stieben. Das grooved und faucht, raucht und schmaucht, dass es eine Lust ist, mit Druck und Energie. Bei aller Rasanz, bei allen Finessen, Ecken und Kanten bleibt die Musik in stets flüssig swingender Bewegung, zuweilen so atemberaubend geschwind, dass Aug’ und Ohr kaum zu folgen vermögen.

Ein grandioser Abend, an dem das 400-Kilo-„Biest“ förmlich abhob und die Königin der (Jazz-)Instrumente zu schweben begann. Da darf auch der Flügel mal weichen!