Dusko Goykovich Quintet | 15.09.2017

Donaukurier | Karl Leitner
 

Die runden schwarzen Tische, der Bösendorfer Flügel, die Fotogalerie mit all den Weltstars des Jazz, die in diesen Räumlichkeiten zu Gast waren – all das gehört zum Inventar des Birdland Jazzclubs in der Neuburger Altstadt. Dusko Goykovich gehört quasi auch mit dazu, denn seit Jahren eröffnet er im Herbst die dortige Konzertsaison. Diesmal gleich mit zwei Konzerten hintereinander.

Nachdem ihn also fast jeder kennt oder zumindest zu kennen glaubt, müsste man die Tatsache, dass er mal wieder in der Stadt ist, eigentlich nicht groß erwähnen, fiele dem mittlerweile 85-Jährigen nicht bei jedem Besuch Neues ein. Heuer lässt er sein Konzert auf Band mitschneiden, woraus eine CD entstehen wird, bietet seinem Publikum die Welturaufführung einiger brandneuer Stücke und stellt eine Band vor, die ganz hervorragend harmoniert und voller Esprit zu Werke geht. Der Gedanke, Goykovich könnte sich je aufs Altenteil zurückziehen, kommt einem gar nicht in den Sinn. Der Mann ist nach wie vor voller Elan, sprüht geradezu vor Spielfreude, treibt seine Band an und wird von ihr angetrieben. Vermutlich ist er nach diesen zwei Stunden auf der Bühne ziemlich erschöpft, nur, man sieht es ihm überhaupt nicht an. Irgendwie ist er ein Phänomen.

Der von Cannonball Adderly und Phil Woods beeinflusste Altsaxofonist Jesse Davis aus New Orleans, der wieselflinke Dado Moroni aus Genua am Flügel, der auch ein versierter Stride-Pianist ist, wie er beim „Back Beat Blues“ beweist, Mads Vinding aus Kopenhagen und sein schlanker, weicher Kontrabass, schließlich die federnden Grooves des Drummers Alvin Queens aus Chicago – diese Truppe ist nicht nur international, sondern auch handverlesen, quasi die Idealbesetzung.

Manchmal stellen Goykovich und seine Kollegen ein Thema unisono vor, arrangiert wie für ein großes Orchester, was aber nicht verwundert, hat er doch noch erst vor kurzem ein Projekt mit der Belgrad Radio Big Band vollendet. Dann schnappt er sich Theo Mackebens „Bei dir war es immer so schön“ und macht daraus eine herrlich swingende Angelegenheit, streift Benny Golson und Dizzy Gillespie und landet – schließlich wird’s allmählich Herbst – bei seinem Flügelhorn und einer wunderschönen Version von „Autumn Leaves“. Dabei hat er es nie nötig auf irgendwelche Fusion- oder Crossover-Geschichten zu schielen. Nein, Duskovichs Metier ist und bleiben Bebop und Hardbop, hierin freilich ist er, der mit Größen wie Miles Davis, Sonny Rollins und Chet Baker spielte, ein Experte, eine Koryphäe. Und – was ihn nach wie vor so außergewöhnlich macht – er ist immer noch hungrig und begierig auf Neues, keiner, der lediglich vom Glanz früherer Tage zehren würde. Im Gegenteil. Er strahlt selber.