Natürlich steht er nicht mehr das ganze Konzert über unter Dampf. Zuweilen bleibt er auch mit zufriedenem Lächeln am Rand der Bühne und lässt die Jüngeren spielen. Schließlich wird Dusko Goykovich in vier Wochen gesegnete 85 Jahre alt. Man sieht es ihm wahrlich nicht an.
Ich spiele hier mit den jungen Leuten, die sind zusammen jünger als ich, und es geht noch!, meint er in scherzhaft gewandter Genugtuung. Nun, so ganz stimmt das nicht mit dem jugendlichen Alter der Jungen. Die sind ihrerseits längst arriviert, haben zum Teil den 60er auch schon hinter sich. Dennoch: Dusko Goykovich ist ihnen eine Generation voraus, ein großes, ein herausragendes Jazzerleben.
Auf circa 200 Tonträgern ist sein unnachahmlich kultivierter Trompetensound verewigt, mit nahezu allen Größen des Business hat er in seiner hochkarätigen internationalen Karriere gemeinsam auf der Bühne gestanden. Mit Dizzy Gillespie, Chet Baker und Miles Davis war er befreundet.
Der 1931 im bosnischen Jajce geborene Dusko Goykovich kam 1955 nach Deutschland, blieb dann nach einem Studium am Berklee-College für hoch erfolgreiche Wanderjahre in den USA und verlegte schließlich seinen Lebensmittelpunkt nach München, wo er bis heute lebt.
Nach wie vor wird Goykovich seinem Ruf als höchst eleganter Stilist an seinem Instrument treu, haucht schimmernde Balladen ins Gewölbe, Five O’Clock in the Morning, gibt schneidig dem Bebop die Sporen, The Statement, und huldigt dem Blues wie der Musik seiner Heimat und der Welt: Samba Zigane verbindet Kontinente und zeigt Goykovich als einen der Pioniere dessen, was wir heute Weltmusik nennen.
Mit seiner Brillanz, seiner Klasse und seinem Enthusiasmus hat Dusko Goykovich auch die deutsche Jazzszene über Jahrzehnte wesentlich geprägt, u.a. durch sein langjähriges Engagement als Leiter des Landesjugendjazzorchesters.
Auch für das Birdland hat er eine historische Bedeutug. Schließlich war er es, der vor 25 Jahren, am 1. Februar 1991 mit dem ersten Konzert im Gewölbe unter der Hofapotheke die bis heute andauernde glanzvollste Ära des Neuburger Jazzclubs einläutete. Seitdem hat er regelmäßig, fast jährlich hier gespielt, immer wieder auch zu Saisoneröffnung.
Wie immer hatte er eine auserlesene Band dabei, ein Nonett diesmal mit Musikern, die ihrerseits häufig im Birdland zu erleben sind, fast ein Who is Who der Geschichte des Clubs, 6 Horns & Rhythm mit Walter Lang am Bösendorfer, Thomas Stabenow am Bass am Guido May am Schlagzeug.
In beeindruckender Frontline fand sich neben dem Maestro eine schmissige Bläser-Section mit Rich Laughlin und Namanja Jovanovic an den Trompeten, Jürgen Seefelder am Tenorsaxophon, Jürgen Neudert an der Posaune und Micheal Lutzeier am Baritonsaxophon, allesamt erfahrene, veritable Bandplayer und ausgezeichnete Solisten, die ihrem Mentor spielfreudige Reverenz erwiesen.
Im Dreieck zwischen Ballads, Bebop und (Balkan)Blues tummelte sich eine überaus motivierte Band, die immer wieder einen fliegenden Teppich bereitete für die Trompete eines der besten der Welt. Sein Spiel ist ungebrochen geschmeidig, warm, melancholisch, beweglich, lebendig und einfach schön. Immer wieder!