Dusko Goykovich (Dušan Gojković) – Nachruf | 11.04.2023

Donaukurier | Karl Leitner
 

Der Trompeter, Flügelhornist, Komponist, Arrangeur und Bandleader Dusko Goyko­vich ist am 5. April im Al­ter von 91 Jahren in seiner Wahlheimat München verstorben. Mit ihm hat sich einer der ganz Großen seines Faches aus der Welt des internationalen Jazz von seinen Fans und Freunden verabschiedet.

Wer ihn je persönlich traf oder ihn bei einem seiner Auftritte beobachtete, wäre aufgrund seiner legeren, bescheidenen Art nie auf die Idee gekommen, einen der großen Stars des Jazz vor sich zu ha­ben. Setzte er freilich sein Instrument an den Mund, offenbarte sich sofort seine Klasse. Dizzy Gillespie bezeichnete ihn als „a hell of a trumpet player“, einen höllisch guten Trompeter also, denn es gab wohl nur wenige Kollegen, denen es gelang, auf vergleichsweise uneitle Wei­se scheinbar ohne jegliche Kraftanstren­gung dermaßen formvollendete Töne zu kreieren. Er war ein echter Gentleman des Jazz und sein Name stand immer für besondere Eleganz und enorme Strahl­kraft.

Geboren wurde Dušan „Duško“ Gojko­vić 1931 im heutigen Bosnien, wuchs in Belgrad auf, hörte heimlich im Radio „The Voice Of America“, was im damals sozialistischen Jugoslawien verboten war. Bald spielte er in Tanzkapellen und blieb nach einem Konzert in Frankfurt im Westen. In den 1960er Jahren hielt er sich vorwiegend in den USA auf und ar­beitete dort in den Big Bands von May­nard Ferguson und Woody Herman. Bald jedoch kehrte er nach Deutschland zu­rück, weil er hier bessere Voraussetzun­gen sah, seinen eigenen Stil zu entwi­ckeln. „Play your own thing!“ hatte ihm Miles Davis mit auf den Weg gegeben. An dieses Plädoyer für die künstlerische Freiheit hielt er sich, auch als Mitglied der Orchester von Max Greger und Kurt Edelhagen.

Mit dem Tod Goykovichs hat die Welt des Jazz einen großen Trompeter verlo­ren und viele, die mit ihm beruflich zu tun hatten, einen guten Freund. In unse­rer Region wird man ihn besonders schmerzlich vermissen, war er doch re­gelmäßig hier zu Gast. Er stand auf der Bühne, als der Neuburger Birdland Jazz­club 1991 nach al den Jahren ohne eige­nes Do­mizil im Keller unter der ehemali­gen Hofapotheke erstmals die Türen ei­nes ei­genen festen Veranstaltungsorts er­öffnete, er war es, der all die Jahre seit­her na­hezu regelmäßig nach der Som­merpause die alljährliche Konzertsaison des Clubs eröffnete. Am 26. November 1994 spiel­te er dort das Album „Live At Birdland“ ein, das auf dem clubeigenen Label er­schien, und am 15. und 16. Sep­tember 2017 nahm er in Neuburg die hoch ge­lobte CD „Re:Bop“ auf. 2019, kurz vor dem Lock­down, konnte man ihn schließ­lich als Gaststar der renom­mierten RTS Radio Belgrad Big Band, der er selbst ei­nige Zeit vor­stand, im In­golstädter Audi Forum erle­ben.

Wäre er beispielsweise als Jimmy Pal­mer mit amerika­nischem Pass geboren worden und nicht als Dušan „Duško“ Gojković mit einem jugoslawischen, wäre seine Karriere si­cherlich anders verlaufen, sagte er ein­mal. Oder wenn er zugesagt hätte, als Miles Davis, Duke El­lington und Count Basie ihn für ihre Bands verpflichten wollten. Er aber blieb in Europa, ließ sich in München nieder, heimste hier rei­henweise Preise wie etwa 2014 den Jazz Echo oder 2015 den Mün­chener Musik­preis ein und ließ dem hie­sigen Publi­kum das Privileg zuteil wer­den, ihn live spielen zu hören. Es war je­des Mal ein Genuss, es waren unvergess­liche Mo­mente. Sein Tod ist ein herber Verlust für alle vor Ort und die gesamte Welt des Jazz.