Duo Paier – Dohrmann „Inspired Rendezvous“ | 10.02.2024

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

Weil Freunde guter Jazzmusik mit dem närrischeren Treiben am Faschingssamstag wenig anzufangen wissen, war der Neuburger Jazzkeller gut besucht. Der Kärntner Akkordeonvirtuose Klaus Paier und der Württemberger Kontrabassist Florian Dohrmann gaben mit einem mitreißenden Konzert ihr Debüt im Birdland und das wollte sich eine ganze Menge Leute nicht entgehen lassen.

Die Kunst des Duos ist immer eine reizvolle Angelegenheit, weil es beiden Interpreten allerhöchste Konzentration abverlangt, wodurch der Vortrag besonders spannend wird. Eine Formation mit Akkordeon oder Bandoneon und Kontrabass ist im Birdland zwar nichts Neues, aber nach dem Gastspiel von Renaud Garcia Fons und Jean Louis Matinier mussten sich Fans dieser Kombination unglaubliche 24 Jahre gedulden. Und um es gleich vorwegzunehmen: das Warten hat sich gelohnt.

Ein Akkordeon oder mehr noch das Bandoneon verbindet man unwillkürlich mit argentinischem Tango. Dieses Klischee wurde sofort bedient. Der Abend begann wie zu erwarten sehr traditionell mit einem Stück von Astor Piazzolla. Herrlich anzusehen wie Paier stehend und voller Leidenschaft interpretierte und zusammen mit seinem Partner das Publikum mit sich riss. Tosender Beifall schon nach wenigen Minuten. Das war’s dann erstmal mit dem Tango. Es folgte „Fables of Faubus“ von Charles Mingus, was neben Duke Ellingtons „Caravan“ der einzige Jazzstandard des Abends war. Der Rest des Programms waren Kompositionen die im Programm zwar als modern angekündigt waren, bei denen es sich aber durchweg um bewegende Werke von Florian Dohrmann und Klaus Paier handelte. Da war nichts Schräges zu hören, sondern Melodien die an die Tradition anknüpften, mal in die südamerikanischen Tangowelten entführten, dann wieder an italienische Canciones erinnerte, mal Ausflüge in die nordafrikanische Musikwelt unternahmen oder sich an osteuropäischer Klezmermusik anlehnten. Weltmusik mit individuellem Charakter.
Ein heimlicher Höhepunkt war Dohrmanns Schöpfung „Golden Bay“, eine genau im richtigen Augenblick platzierte sanfte Erinnerung an eine schöne Bucht in Neuseeland.

Klaus Paier wechselte vor und nach der Pause für einige Stücke zum Bandoneon. Schon bei den ersten Tönen war klar, dass so ein Bandoneon viel besser klingt als ein Akkordeon. Bis er wieder zum Akkordeon wechselte. Da empfand man dann genau das selbe. Nur echte Meister schaffen so etwas.

Wie begonnen so zerronnen und so endete der offizielle Teil des Konzerts wieder mit einer Komposition von Astor Piazzolla. „Fracanapa“ hieß das Stück bei dem Fabian Dohrmann bewies, dass auch bei ihm, wenn es sein muss. die Fetzen fliegen.

Frenetischer Schlussapplaus. Das Publikum ließ die beiden erst gar nicht von der Bühne und so endete der Abend beinahe attacca mit einem letzten musikalischen Paukenschlag.