Ein Akkorden und ein Kontrabass. Sonst nichts? Nein, mehr braucht es in diesem Fall nicht. Obwohl eine Kombination zwischen diesen beiden Instrumenten alles andere als alltäglich ist, funktioniert sie doch prächtig. Wie man an dem Kärntner Akkordeon- und Bandoneon-Spzialisten Klaus Paier und dem aus Tübingen stammenden Kontrabassisten Florian Dohrmann sehen und an deren gemeinsamem Programm mit dem Titel „Inspired Rendezvous“ ablesen kann.
Die beiden haben absolut keine Berührungsängste. Beide komponieren und vermischen dabei verschiedenartigste Einflüsse von Klezmer bis Boogaloo, vom Balkan und natürlich aus dem Jazzbereich. Die perfekte Abstimmung der beiden an den ausnotierten Stellen, die aus dem gemeinsamen Kontext sich herausschälenden Soli, der Zusammenklang zwischen den verschiedenen Farben des Akkordeons und dem warmen Sound, der vom Bass ausgeht – all das harmoniert aufs trefflichste. Wer vorab die Befürchtung hat, zwei Sets in immer nur dem gleichen Klangbild ohne zusätzliche Abwechslung könnten irgendwann langweilig werden, sieht sich schnell eines besseren belehrt. Viel zu vielfältig und spannend ist das, was die beiden da im Programm haben.
Ganz ohne Tango geht es nicht, sobald ein Akkordeon im Spiel ist. Er umrahmt in Gestalt von Astor Piazolla den Abend, aber damit hat es sich auch schon, denn im Mittelpunkt des weiteren Geschehens stehen Stücke wie „Secret Moments“, das federleichte „Breeze“ oder „To Liven Up“, Titel, die Paier und Dohrmann gleichermaßen als für alle möglichen Strömungen offene Komponisten ausweisen, die sich nur noch einmal dem Tango annähern, nämlich bei „Tanguet“, und sich dann anderem widmen. Zum Beispiel dem Klezmer-Puzzle „Fragment“, das aus vielen, ursprünglich eigenständigen Einzelteilen entstand. Oder einem Stück Dohrmanns aus der Pandemie-Zeit, das auf Mel Tormé’s „Coming Home Baby“ aufbaut. Nachdem während der Ausgangssperre aber sowieso niemand draußen sein durfte, heißt es folgerichtig „Staying Home Baby“.
Die akzentuierten, geschickt rhythmisierten und mit eingängigen Mustern versehenen Stücke aus beider Federn kommen bestens an beim Publikum, aber auch die dazwischen gestreuten Balladen und lyrischen Stimmungsbilder wie etwa „Morgentau“ werden eifrig beklatscht. Und natürlich die beiden Fremdnummern, nämlich Charles Mingus‘ „Fables Of Faubus“, das man eher selten, und Ellington’s „Caravan“, das man um so öfter hört, allerdings nicht in dieser klanglichen Variante.
Duos gehorchen im Jazz, dessen entscheidendes Wesensmerkmal nun mal die Improvisation ist, ganz eigenen Gesetzen. Da gibt es für den Einzelnen kein Verstecken hinter einer Band, da werden Unkonzentriertheiten augenblicklich bestraft. Wenn einer der Partner auch nur ein klein wenig wackelt, hat sich das Stück erledigt. Paier und Dohrmann wirken an diesem Abend, als hätten sie nie etwas anderes getan, als in diesem Duo zu spielen – was aber nicht stimmt, denn beide sind auch anderweitig höchst aktiv – verstehen sich blind, können sich blind aufeinander verlassen. Das spürt man sofort, wenn man die beiden auf der Bühne beobachtet. Ein in jeglicher Hinsicht höchst bemerkenswerter und sehr überzeugender Abend. What an inspired rendezvous!