Diese vier Jazzer haben ihr Publikum im Birdland mit einem Konzert der besonderen Art beschenkt. Bandleader Doug Weiss (Bass), der Pianist Bela Meinberg, Ori Jacobson auf dem Tenorsaxofon und der Schlagzeuger Jordan Dinsdale agieren hochkonzentriert und mit einer selbstverständlichen Leichtigkeit als wahre musikalische Einheit.
Die tiefgehende, anrührende Wirkung dieser Musik, fast durchgehend Eigenkompositionen, kommt aus der musikalischen Substanz jedes einzelnen Titels. Doug Weiss entwickelt auf sanfte, eher hinreißende als mitreißende Weise einen verschwenderischen Reichtum an Melodien, Klangfarben und Spielwitz, er variiert souverän Tempi und Takt und streut immer wieder rhythmische Überraschungseffekte ein.
Insgesamt dürfen die Zuhörer eine hochkomplexe, aber nie zu konstruiert daherkommende, vitale Klangwelt erleben, die mit dem Begriff Mainstream-Jazz nur unzureichend beschrieben wäre. Im Hauptstrom, wenn man so will, werden unendlich viele klar konturierte, leuchtende und kraftvolle musikalische Bewegungen sichtbar, hörbar und spürbar.
Das gilt für die wunderbaren Songs, die Doug Weiss für seine Kinder und seine musikalischen Mitstreiter geschrieben hat ebenso für die zwei Jazzstandards, die am Ende als Zugabe noch einmal einen musikalischen Mehrwert draufsetzen. Alle vier Musiker, das ist das Markenzeichen dieser Formation, wissen auch im Solopart genau, dass sie einem Gesamtkunstwerk dienen.
Schon rein körperlich wird diese musikalische Intelligenz sichtbar, keiner produziert da ein Brimborium, es wird nicht herumgeturnt auf der Bühne. Doug Weiss, Bela Meinberg, Ori Jacobson und Jordan Dinsdale spielen mit einer inneren und äußeren Ruhe, die sie gar nicht auf die Idee kommen lässt, Showeffekte zum Besten zu geben. Das ist echte Konzentration auf das Wesentliche, die das gesamte Quartett trägt und die im Jazz wie in anderen musikalischen Welten nicht selbstverständlich ist.
Es ist vielleicht gar nicht angemessen, einzelne Musiker dieser Band oder bestimmte Stücke herauszuheben. Der Sound des vollen Quartetts kommt insgesamt auf plastische Art über die Rampe, jedes kleine Motiv im Bass, auf dem Saxofon, am Schlagzeug und auf dem Flügel behält sein Recht, die Harmonien werden von allen mitgedacht.
Hinreißend sind die intimen Dialoge zwischen dem Pianisten und dem Bandleader auf seinem Kontrabass. Da liegt auch im feinsten Pianissimo noch musikalische Kraft, eine zauberhafte Spannung hält den Zuhörer in Atem. Ähnliche Momente kredenzen Saxofon und Schlagzeug. Ein Unisono zwischen diesen beiden kann es ja kaum geben, weil der eine Melodien und der andere „nur“ perkussive Akzente setzt. Ori Jacobson und Jordan Dinsdale legen aber Passagen hin, die fast wie ein Unisono klingen. Ein Kunststück der besonderen Art.