Duane Eubanks Quartet | 09.04.1999

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Kraftvollen modernen Jazz bot der New Yorker Trompeter Duane Eubanks mit seinem Quartett am Samstag in Neuburg. Klar und konzentriert gab eine sehr spielfreudige junge Formation ihre Visitenkarte im Birdland Jazzclub ab.

Manche Ereignisse erschließen sich eher vom Ende her. Duane Eubanks blieb über weite Phasen des Konzerts hinweg ein Kundschafter, suchend, forschend, fragend. Mit weichem, warmem Ton bläst er die Themen an, bewegt sich dann sehr schnell in ein expressives musikalisches Geschehen hinein, das voller Konzentration und Tiefe die Möglichkeiten der Trompete durchforstet, um sich dann sanft zusammenfassend zurückzufinden. Eubanks´ Trompete stellt klare Fragen. Die Tradition dient ihm dabei als Fundus, den er nicht einfachhin zitiert, sondern den er durchforscht auf der Suche nach Gültigem. Mit cooler Distanz, zuweilen mit Ironie – in den Zwischenräumen der Nadelstreifen – rückt er manchem Standard zu Leibe und entfaltet ihn zu einer eigentümlichen Zerbrochenheit. Da entstehen dann – vor allem in der zweiten Hälfte des Konzertes – spannende und dichte Momente, in denen energisch klare Antworten formuliert werden auf die Frage nach der Zukunft des Jazz.

Ralph Peterson an den drums zeigte sich als positiv verrückter Tausendsassa, der sich und seinen Zuhörern einiges abverlangt. Er sprudelt nur so über vor Ideen und Einfällen, manchmal wirkt er dabei fast übermotiviert, wie im Dauersolo. Gerade in der Begleitung des wahrlich phänomenalen Pianisten Orrin Evans in dessen Solopassagen hätte sich der Kritiker mehr Zurückhaltung des – für sich genommen herausragenden – Drummers gewünscht. Ohne eigene Inszenierungsgelüste spielt der erst dreiundzwanzigjährige Orrin Evans am Piano verschlungene meditative Linien von großer Intensität mit sehr eigenständigem Profil und voller wunderbarer Harmonik. Er hat das Zeug zu einem ganz Großen. Reid Anderson am Bass war der ruhende Pol im Getriebe der großen Gedanken. Aus elementaren rhythmischen und melodischen Strukturen entfaltet er eine ganz eigene Basis des Musizierens, die den Wirbel der Elemente sortiert und zusammenführt.

Alles in allem präsentierte sich im Birdland eine Band, die mit Energie und Witz, Intellekt und Lebensfreude ihre Zuhörer mitnahm auf eine Reise in die vordere Zone des modernen Jazz.