Dotschy Reinhardt Ensemble | 31.01.2009

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Sie könnte sich’s leicht machen, könnte mit einem jener unverkennbaren Standards einsteigen, die sofort zum inneren Mitsingen und äußeren Mitschnippen animieren. Statt dessen beginnt Dotschy Reinhardt ihren Auftritt mit „Suni“, einem selbstgeschriebenen „Traum“ auf Romanes, der Sprache der Sinti, nebelverhangen, sanft und introspektiv, bevor sie dem Übervater der Sippe einen selbstgeschriebenen englischen Text auf die „Djangology“ singt. Das Debut Dotschy Reinhardts im Birdland Jazzclub hinterließ ambivalente Eindrücke.

Mutig ist sie, die junge Sinteza aus der Reinhardt-Familie, die sich zur eigenen Sprache bekennt, zur eigenen Persönlichkeit, zu eigenen Geschichten, zu eigenen Songs. In denen erzählt sie von der Zeit der Liebe, vom Zuhause in der Familie und in der Musik, vom Mädchen, das statt am Strand von Ipanema im nächsten Wohnwagen lebt, oder vom überlegenen Stolz der betrogenen Frau. Mutig auch, dass sie ihre wenig voluminöse Stimme nicht künstlich aufpeppt, sich bewusst zu einem sehr verhaltenen Timbre bekennt und sich auch der Grenzen ihres Stimmumfangs wohl bewusst ist. Die eher arglos wirkende Phrasierung, die zurückhaltende rhythmische Gestaltung der Songs, die mädchenhafte Schüchternheit des Gesangs, das alles könnte als bewusst interpretierende künstlerische Gestaltung gelten, wenn nicht die zumindest an diesem Abend unüberhörbaren Intonationsprobleme immer wieder Fragezeichen setzten.

Musikalische Glanzpunkte lieferten die beiden Gitarristen, die Dotschy Reinhardt mitgebracht hatte in den Neuburger Jazzclub: Wie sich ihr Cousin Lancy Falta an der elektrischen und Alexej Wagner an der akustischen Gitarre die Bälle zuwarfen, wie sie sich in die – wiederum ein Plus auf Dotschy Reinhardts Seite – durchwegs abwechslungsreichen Kompositionen hineinspielten, wie sie Sensibilität und Feuer, Virtuosität und Einfühlungsvermögen mischten, wie sie erst ganz zum Schluss dem großen Django Reinhardt die Ehre erwiesen, das war große Klasse.

Der Zeitpunkt der Hommage am Ende des Konzerts wiederum spricht für Dotschy Reinhardt: Sie ruht sich nicht auf dem großen Namen aus, bedient keine Klischees, macht ihre eigene Musik.