Claus Raible Trio | 07.02.2009

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Bei seiner Haltung am Instrument würde jede Klavierlehrerin schier verzweifeln. Lässig hängt er an der Stuhllehne, nix geschraubter Hocker, cool angelehnt, bequem gefläzt. Kaum zu glauben, wie Claus Raible in der 115. Auflage der Art of Piano im Birdland Jazzclub diese spritzigen Läufe über die Tastatur fegen lässt, atemberaubende Kaskaden in der Tradition der wohl hitzigsten Zeit der Jazzgeschichte, der Ära des Bebop.

Dem hat sich Claus Raible mit Haut und Haar verschrieben. Über die Liebe des Münchener Pianisten zu jenem Stil, der sich mit den Namen Tadd Dameron, Bud Powell oder Elmo Hope assoziiert, braucht in Neuburg nichts mehr geschrieben zu werden anlässlich seines mindestens sechsten Konzerts im Birdland. Raibles Echtheit, seine unverfälschte Pianistik, seine technisch ausgefeilte Stiltreue bei gleichzeitig eigener charakteristischer Handschrift, seine Originalität im Bekenntnis zur Tradition, all das bedarf keines weiteren Kommentars.

Nach seinem 2004er Gig mit Ed Thigpen hatte er auch diesmal einen jener Schlagzeuger dabei, die man getrost als lebende Legende bezeichnen darf. Und Ben Dixon brannte im Keller unter der Hofapotheke ein Feuerwerk schlagfertiger Finesse ab, wie es selbst im Birdland nicht alle Tage zu erleben ist. Der Altmeister, den Raible vor ein paar Jahren in Brooklyn kennen lernte, ließ in subtil-filigranem, zugleich stets unverkennbar präsentem Drumming eine immense Bandbreite an rhythmischer Finesse, melodischem Gespür und klanglicher Differenzierung hören. Ein stets lebendig pulsierender Beat, ein unerschöpfliches Repertoire an phantasievoller Nutzug aller gegebenen Möglichkeiten eines klassischen Schlagzeugsets, unmittelbar nachvollziehbare musikalische Autorität und Souveränität, schlafwandlerische ästhetische Sicherheit und höchste Aufmerksamkeit: Der Mann macht nicht nur einen tollen Job, er spielt mit großer Liebe und ungeteilter Hingabe!

Dass auch der fingerflinke Giorgios Antoniou den Geist der frühen Moderne des Jazz inhaliert hat und in stets quirligem Groove zur Entfaltung bringt, fügt sich ins Bild lupenreiner Vergegenwärtigung einer Zeit überbordender Kreativität. Bei aller Hitze: Irgendwie cool!