Don Menza Two Tenors Quintet | 05.04.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

Der Tenorsaxofonist Don Menza feiert in drei Wochen seinen 83. Geburtstag. Als echter Spaßvogel, der er nun mal ist, lässt er sich die Gelegenheit, auf der Bühne des Neuburger Birdland Jazzclubs mit seinem Alter zu kokettieren, natürlich nicht nehmen. Bevor das Konzert beginne, müsse er sich nach der mühsamen Bewältigung des steilen Weges in die obere Stadt erst einmal erholen, sagt er.

Um dann postwendend mit mächtigem Ton, der dem Klang eines Nebelhorn nicht unähnlich ist, gleich einmal Sonny Rollins‘ „No Moe“ in den Saal zu donnern, gefolgt von Johnny Mercer’s „I Remember You“ und etlichen weiteren Standards und Originals, die alle eines eindeutig belegen: Dass dieser Don Menza nämlich immer noch bestens in Form ist und mit seinem schnörkellosen, ja, fast dreckigen Sound, der direkt von der Straße zu kommen scheint, für enormen Druck sorgt. Und in „Voyage“, der Übernummer aus der Feder Kenny Barron’s, gelingt ihm kurz vor der Pause schließlich sogar ein Solo, das man durchaus als sensationell bezeichnen darf.

Mit seinem jungen Partner Gabor Bolla – und mit Fred Nardin am Flügel, Aldo Zunino am Kontrabass und Bernd Reiter am Schlagzeug – unterhält er das „Two Tenors Quintet“. Wenn die beiden Bläser sich gemeinsam eine Nummer vornehmen, gibt es schier kein Halten mehr. Die Band sprüht nur so vor Energie und Lebensfreude, Menza macht seine Scher-ze und Bolla spielt Figuren, bei denen einem als Zuhörer schwindelig wird. Was für ein quirliger, schier überbordender Wirbelwind. Wenn er mit Verve solistisch dazwischenfährt, ist Feuer unterm Dach, und Don Menza grinst verschmitzt, wohl wissend, was er da für ein Riesentalent mit an Bord hat.

Vieles an diesem Abend dreht sich um Sonny Rollins, den Menza verehrt. Nicht umsonst sind Stücke wie „Sonny Dayz“ und „Sunday With Sonny“ Teil des Programms. Eines Programms, zu dem es keine festgelegte Setlist gibt, weswegen zum Ende hin auch der vorher durchaus straffe Zug nachlässt, die Sache etwas ausufert und in Richtung Session geht. „Was machen wir als nächstes, Jungs?“ fragt Menza. „Irgendwelche Vorschläge?“

Es ist ein Abend der puren Lust, der Lust aufs Spielen, aufs Zuhören, der Lust auf gute Laune und lockere Atmosphäre und auf Menza’s Geschichten und Anekdoten, die er immer wieder zwischen die Kompositionen streut. Hier vereinen sich Virtuosität, Temperament, Spaß und Wohlfühl-Atmosphäre, hier gibt es nicht nur großartige Musik zu hören, sondern auch Stoff zum Schmunzeln und zum Lachen. – Der Mann, der mit Leonard Cohen ebenso gearbeitet hat wie mit Natalie Cole, mit Buddy Rich ebenso wie mit Elvin Jones und auch viele Jahre für Henri Mancini, wird also tatsächlich am 22. April 83? Würde es nicht in seinem Pass stehen, würde man es nicht glauben. Schon gar nicht nach diesem Konzert im Birdland.