Don Menza Quartet | 28.05.2022

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

Alle waren sie schon unzählige Male in Neuburgs Birdland: Don Menza (Saxophon), Joe Magnarelli (Trompete), Martin Sasse (Piano), Mini Schulz (Kontrabass) und Bernd Reiter (Schlagzeug). In dieser Besetzung traten sie letzten Samstag allerdings zum ersten Mal auf Bayerns berühmte Jazzbühne.

Don Menza ist nicht nur ein großartiger Musiker, sondern auch ein humorvoller Unterhalter und Geschichtenerzähler. Und so plauschte er von der Bühne herab erstmal mit einem kleinen Jungen bevor es mit Kenny Baron’s „Voyage“ sofort in die Vollen ging. Die Luft bebte und das Publikum hielt den Atem an. Der Funke sprang sofort über. Der 86jährige spielte mit einer Kraft und Energie die man eher jungen Musikern zugetraut hätte. Die Soli flirrten aus seinem Horn, die Töne säuselten, röchelten und schnurrten und das Publikum staunte. Um diesen Schocker zu verdauen folgten zwei lässig swingende Balladen, nämlich Menza’s „Sunday Afternoon“ und „The Nearness of You“ von Hoagy Carmichael, bei der Joe Magnarelli die zarteste aller Versuchungen aus seinem Flügelhorn zauberte. Zum Niederknien.

Der in Neuburg beliebte Schlagzeuger Bernd Reiter ist laut Menza der eigentliche Boss der Gruppe, denn er ist der Mann, der die Tour für diese Band organisiert hat und die Fäden im Hintergrund und auf der Bühne zusammenhält. An diesem Abend war er in Höchstform, jeder Schlag mit dem Stick und jeder Tupfer mit dem Besen ein Volltreffer. Man sieht ihm immer gerne zu, dem Bernd, wie er da so hinter seinem Drumset mit vollem Körpereinsatz herumtobt. Bei der treibend interpretierten „Charade“ von Henri Mancini, für den Don Menza sieben Jahre lang gearbeitet hat, konnte der Drummer dann vor der Pause nochmal so richtig Vollgas geben.

Die Musiker spielten Jazz im klassischen Sinne, bei dem jeder Protagonist ausreichend Zeit bekam, mit aufregenden Soli die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Vor allem im zweiten Set setzte sich auch der Mann am Flügel gekonnt in Szene. Wieselflinke Läufe, satte Akkorde und herrlich dahinplätschernde Arpeggios sorgten für den ein oder anderen Gänsehautmoment. Martin Sasse ist klasse. Gleiches gilt für den Professor aus Stuttgart am Kontrabass, der für einen Jazzbassisten auffällig oft zum Bogen greift, dabei wie ein Hexenmeister agiert und damit einen einmaligen Kontrast zu den sonst meist gezupften Basssoli bietet.

Die Musik von Sonny Rollins und Henri Mancini zog sich wie ein unsichtbarer Faden durchs Programm, manches als Original und manches aus der Feder Menzas und so endete der offizielle Teil des Konzerts mit „Sonny Daze“, einer Hommage an den großen Sony Rollins. Die Gäste verlangten jedoch noch mehr und so gab‘s als Zugabe ein Stück im Calypso-Stil zu hören und ganz zum Schluss noch einen sehr langsamen kurzen Blues zum Abschalten. Da war’s auch schon kurz vor Mitternacht und kaum einer hatte es bemerkt.

Es war ein kurzweiliger Abend mit einem Quintett mit fünf Koryphäen und einem herausragenden Leader, der im zweiten Set ganz alleine auf seinem Saxophon ein Stück im Stil von Coleman Hawkins vortrug. So was gab’s auch noch nie.