Don Friedman Trio | 26.03.2011

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Art of Piano im Birdland Jazzclub: Das verspricht seit etlichen Jahren schon große Kunst auf 88 Tasten, zeigt in nur denkbarer Bandbreite die ungeheure Vielfalt des Ausdrucks, die am Flügel möglich ist. Mit Don Friedman war einer der ganz Großen zu Gast im Keller unter der Hofapotheke und entlockte dem Bösendorfer so abgeklärte Lebensweisheit wie spielfreudige Improvisationslust.

Einmal mehr zeigte sich, dass dem Jazz die Kraft des Jungbrunnens innewohnt. Das Spiel des 75jährigen Friedman sprudelte nur so von Ideen, kleinen, feinen Wirbeln im lebendigen Quell musikalischer Inspiration. Begleitet von dem in Neuburg durch seine langjährige Dozententätigkeit in der Sommerakademie zu Recht überaus geschätzten Martin Wind am gleichberechtigt eloquent gespielten Bass und dem in sensibler Zurückhaltung sublim swingenden Hans Braber am Schlagzeug bot Friedman Pianojazz vom feinsten für Kopf und Herz. Bewegt wurde dieser auf Bill Evans‘ Spuren nicht nur von den Standards des Jazz, sondern auch von der europäischen Romantik eines Frederic Chopin. Dabei zelebrierte der bewundernswerte Pianist in keiner Sekunde den Egotrip: Friedman zeigte sich immer flexibel im kommunikativen Dreieck mit seinen Partnern, jederzeit gut für Überraschungen: „Bouncing With Bud“! Das ist die eine Linie, der perkussiv geprägte Anschlag des Bebop. „Remembering Scott“ widmete sich dagegen der Erinnerung an Scott LaFaro, den Friedman schon Mitte der 50er in Los Angeles kennenlernte, jenen viel zu jung verstorbenen Bassisten des legendären ersten Trios um Bill Evans, das als erstes die Gleichberechtigung von Piano, Bass und Schlagzeug in den Jazz einbrachte, sensitiv, hörend, dialogisch, kreativ im Diskurs einer gleichgewichtig ausgependelten Partnerschaft. Ein Fest der Sinne, fein, leise, empfindsam, von schöpferischer Kraft!