Sollte einen doch wundern: Da gibt es eine ganze Schwadron singender Pop-Jazz-Amazonen – und weit und breit kein männliches Sangeswesen, das Paroli bieten könnte? Voila! Hier kommt DK Ibomeka, ein veritabler Sänger, der zwischen Jazz, Soul, Blues, softem Funk und Pop zum genießerisch schwelgenden Höhenflug anhebt. Der in Nigeria geborene Kanadier bot im Neuburger Birdland ein Konzert mit reichlich Schwung und Feeling.

DK Ibomeka bringt alles mit, was einen perfekten Sänger ausmacht: den reichlich bemessenen Stimmumfang von drei Oktaven, das Volumen einer zwei Meter hohen sportlichen Statur, ein gefühlvolles, leicht angerautes Timbre, Intonationssicherheit, passgenaues Timing, Feeling für seine Songs, Gespür fürs Publikum und eine Präsenz, der die Bühne im Keller unter der Hofapotheke fast zu knapp bemessen scheint, die das Publikum jedenfalls unmittelbar mitreißt. Zwischen etliche eigene Stücke, die auch sein Talent als Songwriter unter Beweis stellen, wirft er eine bunte Mischung von Klassikern der Jazz-, Soul- und Popgeschichte: Da kommt der Jazzstandard „Dedicated to You“ als gefühlige Ballade, schlenkert Nina Simones „Sugar in My Bowl“ laid back durch den Keller, entäußert sich John Lennons aggressives „Oh Darling“ als lupenreiner Blues, kommt „If It’s Over“ mit Country-Touch und all der sehnsüchtigen Intensität, die in der Ambivalenz zwischen enttäuschter Liebe und wieder erlangter Freiheit nur liegen kann. „I Put A Spell On You“ erinnert ein zweites Mal an Nina Simone, und Ray Charles „Hallelujah I Love Her So“ bekennt sich zu einem weiteren Idol.

Was noch fehlen mag, ist Feinschliff, cooler Touch und Gemessenheit des Auftretens. Viel jedoch braucht’s nicht mehr: Selten dürfte die Rede vom sprichwörtlichen Rohdiamanten so zutreffend gewesen sein. In der Mitte der Stimme von DK Ibomeka strahlt ein Feuer, das sich mit den ganz Großen messen kann, das in jedem Falle bereits jetzt sich Bahn bricht ins Herz all derer, die nebst offenen Ohren über ein solches verfügen.