Django Reinhardt Night (Audi Forum Ingolstadt) | 05.12.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

Dieser Abend in konnte nur so enden. Mit strahlenden Musikern auf der Bühne und Standing Ovation auf Seiten des Publikums. Auf dem Papier war es ja „nur“ eine dieser Django Reinhardt Nights, die der Neuburger Birdland Jazzclub seit Jahren regelmäßig vor Weihnachten in Zusammenarbeit mit der Audi AG im Audi Forum veranstaltet. Dieses freilich übertraf alle vorangegangenen Konzerte unter diesem Etikett, so erstklassig sie auch gewesen sein mochten.

Zwei Bands sind zu hören und zu sehen, die erste nennt sich Dear Stéphane Project, die zweite Django Deluxe. Es würde also um die Stücke gehen, die die beiden Legenden, der Geiger Stéphane Grapelli und der Gitarrist Django Reinhardt seinerzeit im Quintet Du Hot Club de France spielten, womit sie dem Jazz ein neues, eigenständiges Genre hinzufügten. Die erste Band – mit dem Gitarristen Martin Taylor, einem Partner des späten Monsieur Grapelli, dem Teufelsgeiger Sandro Roy und dem Kontrabassisten Joel Locher – demonstriert am Beispiel Grapellis, wie eng europäische Folklore, amerikanischer Jazz, musikalische Leidenschaft und herausragende Technik in diesem Genre verbunden sind und wie weit man doch mitunter den Begriff „Gypsy Swing“ fassen kann.

Die zweite kommt aus Hamburg und befasst sich mit Reinhardt, transportiert dessen Stücke ins 21. Jahrhundert und beweist einmal mehr deren Nachhaltigkeit. Dieses Quartett aus den beiden Gitarristen Giovanni Weiss und Kai Bussenius, dem Flügelhornisten Jan Kaiser und dem Kontrabassisten Giorgi Kiknadze ist eine bestens eingespielte Truppe, gerät an diesem Tag freilich enorm unter Beschuss durch den Gastpianisten Jer-maine Landsberger, der vom linken Bühnenrand aus die Band regelrecht vor sich her- und zu Höchstleistungen antreibt.

Bis hierhin findet im Audi Forum ein überaus spannendes, abwechslungsreiches Konzert statt. Die beiden Zugaben freilich sind dann eine regelrechte Offenbarung. Man hat die beiden Ensembles zu einer kleinen Big Band vereinigt sich auf „How High The Moon“ und den „Minor Swing“ verabredet und es geschieht, was zwar alle erhoffen aber keiner vorab garantieren kann. Der magische Moment tritt ein. Vom ersten Moment an nämlich stürzen sich die Musiker voller Begeisterung in die vor wenigen Sekunden erste gegründete Formation, gieren geradezu nach den Ideen ihrer neuen Partner, werfen sich ein einem Fort Bälle zu. Die Ereignisse überschlagen sich förmlich und man kommt kaum mit dem Schauen und Hören mit. Zwei Gitarren treten zum Duell an, Klavier und Flügelhorn flirten heftig, der Bass fährt dazwischen und ehe man sich’s versieht, übernimmt die Geige die Führung und schmachtet wiederum eine Gitarre an.

So geht Jazz in seinen besten Momenten. Man weiß nie genau, was kommt, eine Überraschung jagt die andere und am Ende ist man hingerissen. So wie das Publikum im Audi Forum, aber auch die sichtlich zufriedenen Musiker selbst, die wohl ganz genau wissen, dass sie heute für einen unvergleichlichen Abend gesorgt haben.