Der Birdland Jazzclub und der „Jazz am Audi Forum Ingolstadt“ | 27.04.2021

Donaukurier | Karl Leitner
 

„Die Zusammenarbeit zwischen Audi und unserem Kooperati­onspartner, dem Birdland Jazzclub Neu­burg, ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt Angela von Großmann, Referentin im Bereich Unternehmensauftritt, Audi Fo­rum und Kulturmanagement beim Kon­zern mit den vier Ringen. „Audi ist ein wunderbarer Partner und Gastgeber für unsere Konzerte. Man ist dort so richtig mit Herzblut bei der Sache“, sagt Man­fred Rehm, Chef des Birdland Jazzclubs.

Vor 20 Jahren, im Mai 2001, veranstal­tete Rehm das erste Konzert im damals gerade neu eröffneten Forum, exakt 167 weitere sollten folgen. Und dazu noch gute 500 in der After Work Jazz Lounge. Er kann sich noch gut daran erinnern, wie alles anfing. Franz-Xaver Paefgen, der spätere Vorstandsvorsitzende der Audi AG, sei privat häufiger Besucher im Jazzkeller in Neuburg und sogar Clubmitglied gewesen, erzählt er. „Nachdem das Audi Forum fertiggestellt war, kam ich mit ihm ins Gespräch und es entstand die Idee, das Forum als eine Art Dependance des Birdland zu nutzen, somit quasi den Jazz und damit auch die Öffentlichkeit der Region ins Werk zu holen und zudem interessierten Mitarbei­tern zusätzlich als Alternative jenseits der Klassik bei den Sommerkonzerten auch noch Jazz anzubieten.“ So seien damals nahezu gleichzeitig zwei Forma­te ins Leben gerufen worden, die heute ihren festen Platz in Ingolstadts Kulturle­ben haben, das Audi Programmkino auf der einen und eben die Reihen „Jazz am Audi Forum“ und die „After Work Jazz Lounge“ auf der anderen Seite.

Die große Bühne im Forum war natür­lich eine Riesenchance für das Birdland. Endlich konnte Rehm seinem Publikum das komplette Spektrum des Jazz nahe­bringen. Alles, was im engen Jazzclub in Neuburg nicht möglich war, war nun machbar. „Die meisten Jazzbühnen setzen auf Künstler, die sowieso ein Pu­blikum haben“, sagt Rehm, „wir hinge­gen bringen auch sperrige Sachen, auch Avantgarde. Das ist eher der harte Weg, man muss sich sein Publikum erst er­kämpfen, erwirbt sich damit mit der Zeit aber den Ruf, etwas Außergewöhnliches zu machen. Trotzdem will ich aber auch für Leute da sein, die leichter zugängli­che Musik hören wollen, zum Beispiel Swing oder traditionellen Jazz. Das Audi Forum bot mir endlich die Möglichkeit, hohe Qualität für ein breiteres Publikum anzubieten.“

Rehm war sofort begeistert, als ihm an­geboten worden war, als Veranstalter das Forum mit Jazz zu füllen. Endlich konn­te er die großen Orchester verpflichten, die nie und nimmer Platz gefunden hät­ten auf der keinen Bühne im Kellerge­wölbe des Birdland in Neuburg. Und mit der Reihe „After Work Jazz Lounge“ konnte er endlich in ausreichendem Maße Duos und Solisten, also kleine Formate, präsentieren, für die im Club nicht genügend Termine zur Verfügung standen, und zudem noch unbekannten regionalen Künstlern eine Auftrittschan­ce geben.

Die Voraussetzungen waren ideal. Ge­nau das richtige Fassungsvermögen, eine tolle Akustik, eine große Bühne und na­türlich, für Rehm ganz wichtig: ideale Arbeitsbedingungen. Er habe in künstle­rischer Hinsicht immer freie Hand ge­habt, sagt Rehm, nie habe ihm irgendje­mand dreingeredet, wenn es um die Ver­pflichtung der Künstler ging. Er meine recht gut einschätzen zu können, was in Ingolstadt geht und was nicht und habe das Programm an diesen Anforderungen ausrichtet. „Und meine Partner bei Audi sorgten immer für eine perfekte Durch­führung. Mit Jürgen Bachmann, Stephan Öri, Brigitte Urban oder Angela von Großmann vor Ort lief und laufe jedes einzelne Event im Laufe der vergange­nen Jahre ab wie am Schnürchen.“ Ein Kompliment, das die Letztgenannte ger­ne zurückgibt. „Durch die Zusammenar­beit mit Manfred Rehm konnten wir be­geisterten Fans zahlreiche große Musik­momente ermöglichen.“

Einer dieser großen Musikmomente sind beispielsweise die jährlichen „Djan­go Reinhardt Nights“. „Nahezu jeder Jazzclub führt im Advent Weihnachts­konzerte mit verjazzten Weihnachtslie­dern durch“, sagt Rehm. „Das nutzt sich irgendwann mal ab. Deshalb wollten wir etwas komplett anderes machen. Django Reinhardt ist der Urvater des einzigen ei­genständigen europäischen Jazzstils, der nicht von den USA beeinflusst wurde, aber trotzdem in der ganzen Welt ge­spielt wird. Das wollten wir würdigen, und haben damit bis heute riesigen Er­folg.“

Je mehr Manfred Rehm über die ver­gangenen 20 Jahre erzählt, desto mehr Anekdoten fallen ihm ein. „In all den Jahren mussten wir nur zwei Konzerte absagen und zu einem späteren Termin nachholen. Das eine war das mit der Tim Bendzko Big Band im Januar 2007. Da fegte ein Orkan hinweg über Deutsch­land und machte eine Anreise unmög­lich. Das andere war das mit Freddie Hubbard & The Young Composers Or­chestra. Hubbard sollte am 13. Septem­ber 2001 im Forum spielen. Wir hatten vereinbart, dass ich ihn zwei Tage vorher von Neuburg aus nochmals in New York anrufen sollte wegen der genauen Abhol­zeit am Flughafen in München und ande­rer Details. Doch so oft ich es auch ver­suchte, die Leitung war tot. Ich dachte natürlich, mein Telefon wäre kaputt und ging verärgert vor die Tür, um erst ein­mal zur Beruhigung eine Zigarette zu rauchen. Dort traf ich zufällig unseren heutigen Oberbürgermeister, den Dr. Bernhard Gmehling, der mich fragte, ob ich denn schon gehört hätte, was in New York passiert sei. Auf diese Art habe ich vom Anschlag auf die Twin Towers er­fahren und dass alle Leitungen nach New York ausgefallen waren. – Das Kon­zert haben wir dann ziemlich genau ein Jahr später nachgeholt.“

Gerne erinnere er sich auch an einen Weltwirtschaftsgipfel in Davos, bei dem sich auch die Audi AG präsentiert habe. Unter anderem mit einem Konzert, für das Rehm durch seine weltweiten Kon­takte innerhalb der Szene den Pianisten Paul Kuhn für den Konzern gewinnen konnte. „Der lebte damals im schweize­rischen Lenzerheide und war sofort be­geistert, weil der Auftritt ja quasi gleich bei ihm um die Ecke stattfand. Der Abend wurde ein voller Erfolg und sorg­te weltweit für großes Aufsehen, auch deswegen, weil plötzlich der ebenfalls anwesende damalige US-Präsident Bill Clinton kurzerhand sein Saxofon aus­packte und spontan einstieg.“

Unter den Musikern gebe es immer wieder richtige Auto-Freaks, sagt Rehm. Ron Carter etwa sei absoluter Audi-Fan und fahre selber privat auch einen. Er ließ sogar extra ein Video drehen, auf dem zu sehen ist, wie er stolz durch Downtown Manhattan fährt. Oder auch Chris Barber, der seinen 75. Geburtstag zusammen mit seiner Band unbedingt „irgendwo in Deutschland, wo’s halt be­sonders schön ist“ feiern wollte. Er sei derart begeistert gewesen von den Expo­naten im Audi Forum, dass er nach sei­nem Auftritt spontan zwei Tage in Ingol­stadt drangehängt habe, mit einem Leih­wagen die Region erkundet und am Abend seines Geburtstags noch ein Zu­satzkonzert im Forum gegeben habe.

Nun wäre es eigentlich angebracht, die 20-jährige Zusammenarbeit gebührend zu feiern. Was natürlich coronabedingt nicht möglich ist. „Die Kulturschaffen­den selbst haben derzeit wenig bis gar nichts zu sagen,“ sagt Rehm. „Wer be­stimmt sind Mediziner, Juristen, die Kommunalverwaltungen, hier vor Ort der Werksschutz. Das muss man zwar akzeptieren, als im kulturellen Bereich Tätiger aber nicht auch noch toll finden. Ich bleibe dennoch trotzdem optimis­tisch. Wenn die Zusammenarbeit in die­ser Art für weitere 20 Jahre weiterginge, wäre ich absolut zufrieden.“ Angela von Großmann sieht das ähnlich. „Wir haben dieses Konzept über all die Jahre konti­nuierlich gepflegt und werden es auch in Zukunft weiterentwickeln.“