David Hazeltine Trio feat. Jim Rotondi | 25.02.2023

Donaukurier | Karl Leitner
 

Dass sich ein Pianotrio um einen Gastmusiker erweitert, wenn auch nur für eine kurze Tournee, ist im Jazz keine Seltenheit. Wenn die Che­mie stimmt zwischen allen Betei­ligten und alle auf der gleichen Wellen­länge liegen, können sich aus die­ser Kombination ver­schiedener Talente durchaus große musi­kalische Momente und höchst erfreuliche Konzerte ergeben.

Als im Birdland Jazzclub im Keller der ehemaligen Hofapotheke in Neuburg der US-Pianist David Hazeltine und seine Partner, der Kontrabassist Aldo Zunino und der Schlagzeuger Bernd Reiter, auf den ebenfalls von jenseits des Atlantiks stammenden Trompeter Jim Rotondi treffen, tritt genau dieser Fall ein. Erfah­rung genug haben sie fürwahr, die beiden Hauptsolisten und Strippenzieher dieses entspannten und doch stringenten Abends voll cooler Eleganz bei gleich­zeitiger Leidenschaft. Hazeltine arbeitete mit Sonny Stitt, Lou Donaldson, Eddie Harris und Chet Baker, Rotondi mit Ray Charles und Lionel Hampton. Das sind schon mal nicht die schlechtesten Reve­renzen. Beide kennen das Birdland recht gut und müssen bei dieser Vita sich und dem Publikum nichts mehr beweisen, tun jedoch den ganzen Abend über genau das, indem sie Zeugnis ablegen von ihrer Klasse, ihrer Kompetenz als Komponis­ten, Arrangeure und Solisten.

Die beiden Sets fließen entspannt dahin mit von Hand ausgewählten Standards und beider Eigenkompositionen, lässig und doch hoch konzentriert agiert dieses zum Quartett aufgestockte Trio, sensibel aber doch unerbittlich angetrieben von einer erstklassigen Rhythmussektion, heftig beklatscht vom Publikum im wie­der ein­mal ausverkauften Jazzclub. Ha­zeltine’s „Minor Adjustment“ und sein „A.D. Bossa“, Rotondi’s „Higher Cal­ling“ – das sind griffige, gut laufende Stücke mit herrlichen Themen, die verra­ten, dass beider Handschriften als Kom­ponisten durchaus Parallelen auf­weisen. Hazeltine’s rechte Hand am Flü­gel ist überaus verspielt, entführt das Pu­blikum durchaus mal in luftige Höhen und gönnt sich immer wieder abenteuer­liche Trips, während die linke die Bo­denhaftung gewährleistet und für Orien­tierung sorgt mit riffartigen Figuren, Ak­korden oder Akkordfolgen und Harmoni­en, auf denen man es sich genüsslich be­quem machen kann. Rotondi hat in die­sem Umfeld ent­schieden mehr Freiraum als als Teil der Dameronia’s Lecagy All-Stars, dem Ok­tett, mit dem er vor nicht allzu langer Zeit ja ebenfalls in der Region zu hören war. Und den nutzt er auch weidlich, lässt sich selber auf unwiderstehliche Art von der Leine und macht etwa Buddy Montgomery’s „Blues For David“ zu ei­nem Highlight des Abends.

Am Ende gedenkt Hazeltine, sichtlich bewegt, mit der wunderschönen Ballade „Pearls“ seiner verstorbenen Mutter. Wenn man hört, wie einfühlsam er – und mit ihm die ganze Band – seine Verbun­denheit mit ihr zum Ausdruck bringt, dann ist das bei aller Coolness doch ein sehr bewegender Moment. Ja, Musik kann nicht nur Spaß machen, vir­tuos komponiert und dargeboten werden, son­dern in bestimmten Momenten auch ver­wundete Seelen trösten und gebrochene Herzen heilen, auf, vor, ne­ben und hinter der Bühne. Und schönere Liebeserklär­ungen als musikalische sind ja so­wieso nur schwerlich vorstellbar.