David Hazeltine Trio feat. Jim Rotondi | 25.02.2023

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Als Weiterentwicklung des zornig-wilden Bebop, der in den 40ern von New York aus die USA eroberte, wurde zehn Jahre später sein lässigerer jüngerer Bruder aus der Taufe gehoben, der Hardbop, dessen Tradition bis heute lebendig ist im Mainstream entspannt swingender jazziger Hörgewohnheit. David Hazeltine hat mit etlichen Granden des Genres zusammengespielt, bevor er sich in den frühen 90ern im Big Apple etablierte und zu einem bedeutenden Komponisten und Pianisten des Mainstream Jazz avancierte.

Sein flüssig-süffiges, zugleich markantes Klavierspiel erfüllte nun den Neuburger Birdland Jazzclub mit dem Spirit der Tradition, die ja recht verstanden nie im Gestrigen verharrt und in der Asche rührt, sondern die Fackel weiterträgt.

Hazeltines klarer Anschlag, dem die Auseinandersetzung mit der klassischen Moderne ebenso anzuhören ist wie seine immense Erfahrung, trägt seine sorgsam ausgearbeiteten Kompositionen in beeindruckend prägnanter Weise. Die Stücke sind durchdacht sowie wohl balanciert in der Wiedererkennbarkeit der Motive und Themen auf der einen Seite und Räumen zur Improvisation auf der anderen. Großartiges Beispiel: Das der Mutter des Pianisten gewidmete »Pearls«.

In trefflichem Zusammenspiel mit dem kraftvoll agilen Tieftöner Aldo Zunino am Bass und dem nimmermüden Duracell-Drummer Bernd Reiter zelebrierte Hazeltine mitreißende Vitalität.

Nicht nur der Standard »Beautiful Friendship« gab dem Langzeit-Kollegen Jim Rotondi Gelegenheit, seine ganze Spritzigkeit weidlich auszukosten. Mit rasanten Girlanden, Kaskaden, wahren Feuerstößen verband der im Birdland wohlbekannte, wiederum brillant aufspielende Trompeter Power und Finesse, Erdigkeit und Himmelsturm, Energie und Understatement auch in Buddy Montgomerys »Blues for David«. Heimliches leises Highlight des Konzerts indes war Hazeltines zu Herzen gehende Ballade »For All We Know«, lyrisch, tröstlich, warm. Nicht zu wenig in diesen Tagen!