Seit gut fünfzehn Jahren gilt er als einer der besten Trompeter des Jazz, gewann etliche Auszeichnungen nicht nur auf Grund seiner erstklassigen instrumentalen Fähigkeiten, sondern auch als Komponist. Mit Dave Douglas präsentierte der Birdland Jazzclub in Neuburg an der Donau einen Superstar der zeitgenössischen Szene in einem hochkarätigen Quintett der neuen Generation mit Musik von nachgerade visionärer Qualität.
Dave Douglas zeigt sich im Neuburger Birdland als Musikerpersönlichkeit, von der wichtige Impulse für die Zukunft der improvisierten Musik ausgehen. Energetische Drahtseilakte, lyrische Sinnlichkeit, kochende Up-tempo-Passagen, brodelnde Freiheitssehnsucht, groove-orientierte Ostinati, wohlüberlegte Strukturen und improvisatorischen Freigeist zelebriert ein Quintett, in dem fünf höchst eigenständige Jazzmusiker zu einer äußerst homogenen Band zusammen gefunden haben. Das Zusammenspiel in den Kollektivimprovisationen ist von unerhörtem Niveau, die solistische Klasse jedes der Mitwirkenden einzigartig. Douglas ist ein Trompeter von explosiver Virtuosität und wandlungsfähiger Geschmeidigkeit. In wenigen Takten kann er die ganze Jazzgeschichte unterbringen, die er gleichzeitig in abgeklärter Rasanz weiterschreibt. In seinen reich koloriert fließenden Linien dreht und wendet er die Mikrostrukturen seiner Motive mit der spielerisch erscheinenden Leichtigkeit eines perfekten Jongleurs. In Seamus Blake am Tenorsaxophon findet Douglas ein Alter Ego in der Frontline, das die suitenähnlich ausgeklügelten Kompositionen seinerseits mit höchst eigener Phantasie auslotet, punktiert, spiegelt und auf neue Füße stellt. Pianist Uri Caine, der in den letzten Jahren u.a. mit seinen Projekten um die Musik von Gustav Mahler wie auch mit seiner Version der Goldberg-Variationen weltweites Aufsehen erregte, brilliert am Fender Rhodes mit Offensive im Anschlag, steten Überraschungsmomenten im harmonischen Vokabular und – für das E-Piano besonders bemerkenswert – sorgsam kultivierter Klanglichkeit. Die Rolle von James Genus am Bass und Clarence Penn am Schlagzeug geht weit über die einer Rhythmusgruppe hinaus. Beide partizipieren in voller Gleichberechtigung am kommunikativen Prozess der Band. James Genus grundiert mit vollem dunklem Ton und variablem Groove, der sensationelle Clarence Penn führt das Schlagzeugspiel filigran und funky in eine neue Dimension der Vereinigung von Geschichte und Gegenwart. Dabei gibt sich das Dave Douglas Quintet politisch, kritisch, hellwach. Selten seit den 60er Jahren wurde die gesellschaftliche Relevanz und Kraft weltoffener Kreativität und Musikalität so deutlich. Selten wohl auch war sie so notwendig.