Daniel Humair Trio | 24.03.2017

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Einen der bahnbrechenden Gründerväter des modernen europäischen Jazz durften die Fans im Birdland erleben: Daniel Humair, der auch jenseits des großen Teichs als stilbildend anerkannt ist. Inzwischen 78 Jahre alt liebt er nach wie vor die Verbindung komplexer Rhythmen mit relaxtem swing sowie die Einheit von Freiheit und Kommunikation.

Mit den beiden Hochkarätern Stéphane Kerecki am Bass und Vincent le Quang an Tenor- und Sopransaxophon legte er zwei Sets in den Keller unter der Hofapotheke, an die man sich noch lang erinnern wird, das erste stärker geprägt von der Freiheit, das zweite intensiver von der Bindung.

Humairs Schlagzeug wirkt in zugleich melodischer, rhythmischer und klanglicher Hinsicht als Katalysator eines Trios der Extraklasse. Vom Klangspektrum her in der Mitte des Trios angesiedelt lässt er das „Fehlen“ eines Harmonieinstrument faktisch dem Vergessen anheim fallen. Zu dicht, zu komplex, zu kommunikativ und sinfonisch ist das omnipräsente, nie überbordende Spiel des gebürtigen Genfers, der freilich schon seit 1954 in Paris lebt, als dass irgendein Zweifel an der Einheit der Band aufkäme.

Stéphane Kereckis Bass sorgt für Standfestigkeit, Volumen und harmonische Grundierung, Vincent le Quangs Saxophon für rasante Läufe zwischen Hardbop und Avantgarde, Humairs Schlagzeug für rhythmische Energie und exzellente Bindungskraft.

Sein Drumming ist getragen von einer bemerkenswerten Weltoffenheit, die ganz ohne weltmusikalische Gimmicks die ernsthafte Auseinandersetzung mit den afrikanischen Wurzeln und die nordamerikanische Tradition des Jazz vor dem Hintergrund europäischer Musikalität verbindet, dies in jedem Moment ohne abstrakte Kopfgeburten in ungemein vitaler Gegenwärtigkeit. Daniel Humairs Konzert war eines der herausragenden Geschenke, die der Birdland Jazzclub den Jazzfans im Jahr 2017 bislang gemacht hat.