Criss Cross Trio | 25.02.2022

Donaukurier | Karl Leitner
 

Wer versucht, die Kom­positionen des amerikanischen, seit den Achtziger Jahren in München lebenden Gitarristen Geoff Goodman in eine der üblichen stilistischen Schubladen zu ste­cken, wird mit diesem Vorhaben sehr schnell scheitern. Seine Musik sei „post-Bop, post-Monk, post-Ornette, post-Dol­phy, post Frisell, post everything“ hieß es, als er in Europa auftauchte, was nichts anderes bedeutet als: Dieser Mann ist mit dem üblichen Vokabular nicht zu packen.

Mit seinem Criss Cross Trio, also mit Matthieu Bordenave am Tenorsaxofon und Bastian Jütte am Schlagzeug, spielt er eine Art – sagen wir es mal so, um den Kind einen Namen zu geben – „Musik aus der Zwischenwelt“, einer Region die er freilich ganz und gar zu seiner eigenen macht. Im aktuellen Fall beim Konzert im Neuburger Birdland Jazzclub geht es ihm um „Musical Poetry“. So heißt das aktuelle Programm, für das er sich als Komponist und auch aus Ausführender beeinflussen ließ von den Haikus des ja­panischen Dichters Matsuo Basho, aber auch von Werken Langston Hughes‘ und Jack Kerouac’s. Deren Spiel mit Klang­farben, Metren und Versmaßen klingt in Goodmans Stücken an, wird in seiner durch Töne bestimmten Welt zu einem schillernd vielfältigen Kosmos, wie man ihn ansonsten in dieser Form nicht hört.

Goodman bedient sich etlicher Effekt­geräte, legt per Sampler mehrere Gitar­renspuren übereinander, entwirft zusam­men mit seinen Partnern transparente, spannende Klangräume, in denen Platz ist für verspielte kleine Melodien, die ver­zerrten Akkorde des Rock, das Blues­schema, kammermusikalische Aspekte und freie Improvisationen. Er arbeitet durchaus mit wohl temperierten Harmo­nien, aber eben liebend gerne auch mit Brüchen, Verwerfungen und Dissonan­zen. Nachdem er in der Zugabe schließ­lich sogar noch einen Schlenker hin zum Folk wagt, sitzt er zwar damit endgültig zwischen allen Stühlen, verbindet all diese Komponenten aber zu einer raffi­nierten Melange aus den Traditionen des Jazz und nimmermüdem Entdeckergeist, die das Publikum durchaus herausfor­dert.

Zum Ende des zweiten Sets hin werden die Stücke etwas griffiger und geradlini­ger, was deren Rezeption erleichtert. Jetzt nämlich wendet er sich seinem ak­tuellen Album „The Opposite Of What“ zu, das eigentlich nicht zum Konzept der „Musi­cal Poetry“ gehört, aber dennoch nicht minder typisch ist für das ver­gleichsweise untypische Werk Good­mans. Stücke wie „Time Like A Stone In The Water“, „New Shoes“ und das witzi­ge „Grilling With Grello“ erschließen sich trotzdem nicht automatisch. Man muss sich durch­aus einlassen auf sie, wie ja auf diesen Geoff Goodman generell. Tut man dies, wird man freilich belohnt mit überaus spannenden Klängen, in de­nen man mit Sicherheit Passagen er­kennt, die einem durchaus bekannt vor­kommen, aber eben auch solche, die ei­nem völlig neue Sicht­weisen eröffnen. „Egal, was ich mache: man hört, dass ich das bin,“ sagte Good­man vor Jahren mal in einem Interview. Wer ihn mit seinem Criss Cross Trio im Konzert im Birdland erlebt hat, weiß, dass das abso­lut stimmt.