Claus Raible Trio, feat. Ed Thipgen | 04.10.2003

Donaukurier | Norbert Schmidl
 

Der Abend mit dem Claus Raible Trio im Neuburger Jazzclub „Birdland“ war ein Glücksfall für alle Beteiligten. Erstens für Claus Raible selbst: Der Pianist sah sich nach eigenen Worten in der glücklichen Lage, einen in der Pause geäußerten Hörerwunsch erfüllen zu können, was er sich nicht zwei Mal sagen ließ. Denn der Wunsch war klar formuliert: „­Four in one“ von Thelonious Monk und nicht unpräzise wie etwa – was ihm auch schon widerfahren sei – die Bitte nach der B-Seite der Pink-Panther-Single.

Zweitens aber und noch viel mehr für das Publikum: Denn die 71. Veranstaltung der Birdland-Reihe „­Art of Piano“ geriet zu einem außergewöhnlich runden, in sich stimmigen und relaxten Abend. Nicht nur wegen des erfüllten Hörerwunsches. Raible schafft es, bei seinen Interpretationen von Fremdkompositionen musikalisch ein bisschen aus dem Rahmen zu fallen, ohne gleich Puristen zu verschrecken. Er bewegt sich bei seinen Tastenläufen oft auf einer Gratwanderung, aber dennoch ohne die geringste Gefahr eines Absturzes. Und so wie er sich auf den schwarz-weißen Tasten präsentiert, zeigt er sich auch davor. Auf der einen Seite trägt er Nadelstreifenanzug und Krawatte, auf der anderen Seite wirkt er immer etwas an den Flügel hingeflegelt, lässt seine Arme baumeln, wenn die anderen Bandmitglieder die musikalische Initiative ergreifen, und lehnt sich zurück.

Das kann er sich allerdings auch leisten, denn auf seine Mitmusiker ist Verlass. Martin Zencker ist ein Bassist, wie ihn sich wahrscheinlich jeder Bandleader wünscht. Im gemeinsamen Spiel gibt er sich eher zurückhaltend, baut aber dennoch ein felsenfestes Rhythmusgerüst auf. Bei Soli dagegen steckt er voller Überraschungen.

Und dann ist da noch Ed Thipgen, einer der ganz großen Jazzdrummer, unaufgeregt und mit einer unglaublichen Technik, die er stets in den Dienst des Ganzen zu stellen bereit ist. Doch auch er ist jederzeit in der Lage, als Solist einen ungeheueren Spannungsbogen aufzubauen, wobei er nicht nur Trommelstöcke zum Einsatz bringt, sondern nicht selten auch mit Besen, Filzklöppeln, Fingern, Händen oder Ellbogen seine Drums bearbeitet.

Claus Raible, Martin Zencker und Ed Thipgen: drei hervorragende Einzelmusiker, bei denen dennoch die Gesamtheit als Trio mehr als die Summe der Einzelmitglieder ausmacht, nämlich ein mehr als nur hörenswertes Konzert.