Claus Raible & The Bop-chestra „Further Dedications“ | 17.11.2012

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Schon ein beeindruckender Anblick: Drei Saxophone und zwei Posaunen in einer Reihe, dahinter zwei Trompeten, Schlagzeug, Bass und am Klavier Claus Raible, mit dem Rücken zu den Gästen. Dies nicht wie weiland Miles Davis, um dem Publikum zu zeigen, wie egal es ihm ist, sondern aus seinem Rollenverständnis des Bandleaders. Selbstdarstellung liegt ihm nicht, er stellt sein eigenes Wirken ganz in den Dienst der Musik: „Mir liegt mir nichts daran, nur weil ich als Bandleader in Erscheinung trete, mich auch solistisch in den Vordergrund zu drängen.“

Das Bop-chestra des Pianisten vereint als Tentett, quasi eine Mischform zwischen small Group und Bigband, Volumen und Wendigkeit, Fülle und Tempo, satten Sound und flinke Hakenschläge. Mit einer Besetzung, die ausgezeichnete Musiker aus München, Wien, London und New York zusammenführt, macht sich Raible auf, den Geist des Bebop ins Heute zu tragen ohne den Sound des Ursprungs auf die Formel „klassische Musik des Jazz“ trimmen oder museal polieren zu wollen.

Dabei sind die Arrangements von hoher musikalischer Intelligenz getragen, die Klangfarben sehr ausgeklügelt. Das Spiel mit Licht und Schatten, Glanz und Transparenz, Pracht und Pastell, zupackendem Drive und traumwandlerischen Moods ist optimal austariert, der Wechsel zwischen orchestralen Anteilen und Soloinstrumenten überaus abwechslungsreich gestaltet.

In den Kompositionen kommen die Helden des Bebop und Hardbop zu Wort, Bud Powell oder Lee Morgan, aber auch Stücke der Bandmitglieder, Brad Lealis Gospel getränktes „Soul Interlude“, Claus Kochs „Lazy Daisy“ oder Raibles eigenes „Even Ivan“.

Welchen der Solisten sollte man emporheben auf den Schild, den Giorgos Antoniou am Bass und Alvester Garnett am Schlagzeug hochhalten? Steve Fishwick und Florian Jechlinger an den Trompeten, Hermann Breuer und Johannes Herrlich an den Posaunen, Brad Leali am Alt-, Claus Koch am Tenor-, und Michael Lutzeier am Baritonsaxophon, nicht zuletzt Raible selbst am Klavier glänzen mit Einfallsreichtum und Spielfreude, zeigen sich auf hohem Niveau, verstärken den Eindruck der idealen Mischung aus Flexibilität und Fülle, kreativer Freiheit und kompaktem Satz.

So erfrischend, spritzig und sprudelnd kann Bebop swingen, fast 70 Jahre nach seiner Entstehung! Der hymnische Blues zum Schluss, zelebriert wie Haydns Abschiedssinfonie, war da noch das Tüpfelchen auf dem i.