Anne Czichowsky Quintett | 15.11.2012

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

 Durchaus abenteuerlich, dabei überaus traditionsbewusst, was die junge Dame da alles mit ihrer Stimme zuwege bringt! Ob sie in atemberaubenden Passagen die improvisierten Melodien nur so sprudeln lässt, ob sie in passgenauem Unisono mit der Gitarre „SOS“ um die Wette scattet, ob sie phantasievolle Varianten der Themen in den Keller singt, Anne Czichowsky ist immer für eine Überraschung gut.

Die junge Vokalistin aus Stuttgart präsentierte im Birdland eine Form des Jazzgesangs, zu der viel zu selten die Traute ist in der gegenwärtigen Szene. Melodiös, songorientiert, mit Vertrauen in Standards wie „I Wish You Love“ und Mut zu eigenen Stücken der Band brachte sie unvermutete instrumentale Qualitäten ein: „Lullaby of Birdland“ klang wie ein Weckruf, „Estate“ gab sich als Wechselbad aus Melancholie und quirligem Optimismus.

„Why Not?“ von Michael Camillo hat Anne Czichowsky dem Tonträger abgelauscht und in die eigene Klangsprache übersetzt, dem lateinamerikanischen Flair lustvolle Vitalität auf den Weg gegeben, Duke Ellingtons „In A Mellow Tone“ ließ sie als Vocalese in den Worten von Jon Hendricks gelassen durch den Raum swingen und Abdullah Ibrahims „Maraba Blue – Cape Town Flowers erklang mit einem sehr schönen eigenen Text.

Dabei hatte die Sängerin, die in erstaunlichem Stimmumfang über eine frappierende Intonationssicherheit verfügt, eine ausgesuchte Band zur Seite: Thilo Wagner spielte den Flügel klangbewusst, humorvoll und mit starkem swing, Axel Kühn überzeugte mit markant groovendem Bassspiel, Matthias Daneck mit raffinierter Detailpflege am Schlagzeug und Lorenzo Petrocca – mit Recht einer der Lieblingsgitarristen des Birdland – mit so lebhaftem wie differenziertem Gitarrenspiel.

Inmitten der Band Anne Czichowsky, deren Stimme in dieser Form keinen Vergleich zu scheuen braucht!