Christian Weidner 4tett | 09.12.2011

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Der Berliner Altsaxophonist Christian Weidner stellte am Freitag mit seinem Quartett sein neuestes Album „Inward Songs“ im Neuburger Birdland Jazz Club vor. Und wenn eine Produktion beim kleinen aber feinen Pirouet-Label von Jason Seizer (er war ja auch schon das ein oder andere Mal hier zu Gast) erscheint, sagt das schon einiges über die große Qualität der Musiker aus.

In seinen klar strukturierten Eigenkompositionen mit großer innerer Kraft vermittelt Weidner Stimmungen und facettenreiche Klangbilder, die unterschiedlicher nicht sein können, als Ganzes jedoch eine überzeugende Einheit bilden und einen eigenen Stil erkennen lassen.
Das lautmalerische, an eine Gewitterstimmung erinnernde „St. Paul“ oder das quirlige, ziemlich frei interpretierte „Lyra“ mit seinen kleinen Ecken und Kanten brauchen etwas Zeit, um sich in den Gehörgängen festzusetzen. Dagegen schmeicheln sich das balladeske Titelstück „“Inward Song“, das melodiebetonte, feierliche „Abendlied“ und das fast schwelgerische „Penta“ sofort bei den Zuhörern ein. Gerade bei den letztgenannten Stücken kommt der „innere Klang“ des Ensembles besonders gut zur Geltung. Zart haucht Weidner in sein Saxophon, während Colin Vallon am Piano behutsame Pianotupfer setzt. Dabei dämpft er auch hin und wieder mit einer Hand die Saiten ab oder variiert mit kleinen elektronischen Hilfsmitteln dezent und kaum hörbar das Vibrato und die Klanglänge der Töne. Dazu streut der im Club gut bekannte Henning Sieverts ein gefühlvolles Bass-Solo ein und die Besen von Samuel Rohrer mahlen sacht und genüsslich auf den Becken. Reduktion und Konzentration aufs Wesentliche; eine Kunst, die die vier Musiker perfekt beherrschen.
In „Relief“ wird es dann noch einmal richtig dramatisch. Das kreisende Pianothema suggeriert sprudelndes Quellwasser, das sich über einen rauschenden Bach in einen tosenden Wasserfall (wildes Saxsolo) steigert. Und das kurze, als Zugabe dargebotene fast besinnliche „Poem For Ada (Reprise)“ endet abrupt. Der ein oder andere Überraschungseffekt, wie eben auch dieser, geben dem Ganzen noch eine zusätzliche Würze.

-Ein äußerst homogenes und atmosphärisches Konzert mit bildhafter Sprache. An dieser Art von zeitgenössischem Jazz kann man sich nie satthören!-