Christian Muthspiel’s Yodel Group | 14.04.2012

Augsburger Allgemeine | Dr. Tobias Böcker
 

„Huljo“ – näher dran, echter, klarer als watzmännisches „Hollaröhduliöh“, Goiserer „Kuahmelcher“ oder was sonst! Christian Muthspiels Yodel Group lieferte im Neuburger Jazzkeller alpenländisch kreativen Genuss pur, mixte traditionelle Jodler, jazzige Avantgarde, neue Musik und kreative Lust am Spiel zu einer begeisternden Melange. Der gebrach es in keiner Sekunde an unmittelbarer Authentizität, wenn denn gilt, dass Tradition nicht bedeutet, in der Asche zu rühren, sondern – ganz ohne Lederhose und Tümlichkeit – die Fackel weiter zu tragen.

Der im steirischen Judenburg in eine hoch musikalische Familie hinein geborene Posaunist Christian Muthspiel weiß sich, den 50er kurz bevorstehend, von Kindheit an gleichermaßen geprägt von der Musik und von den Bergen. „Besonders eindrücklich war die Verbindung von beiden, wenn man beim Wandern mit Eltern und Geschwistern auf dem Gipfel angekommen war.“ Schließlich wurden in der Familie Muthspiel die heimatlichen Jodler gepflegt, vom Vater Kurt Muthspiel gesammelt, publiziert, auch komponiert und mit Chören aufgeführt.

So widmet sich der Sohn seit etlichen Jahren der musikalischen Substanz diverser Jodler, dem „Roller“, dem „Kollerschläger“, dem „Scheibm Dudler“, dem „Lahnjodler“, dem „Königsberger“, dem „Schöffauer Luila“ oder dem – in Ermangelung vorhandener jodlerischer Würdigung eines seiner Lieblingsberge – selbst geschriebenen „Zirbitzkogler“.

Die international renommierte Unterstützung könnte besser nicht sein: Neben Christian Muthspiel selbst an Posaune und E-Piano agieren im trauter Lust am alpenländischen Farbenspiel der junge Wiener Holzbläser Fabian Rucker an Saxophon und Klarinetten, der Schweizer Matthieu Michel an Trompete und Flügelhorn, der Franzose Franck Tortiller am Vibraphon, der New Yorker Jerome Harris am E-Bass und das Downtown Rhythmusgenie Bobby Previte am Schlagzeug.

Im freien Feld der Improvisation trifft da die Steiermark, mal herrlich melodiös, mal funky und straight, mal überbordend kreativ und auch mal ein bisschen elektronisch verfremdet, auf New Orleans, Miles Davis, Downtown und den Blues, die Quintessenz musikalischer Melancholie und Wurzel aller Sehnsucht. Alle rhythmischen, melodischen, harmonischen und atmosphärischen Ingredienzien des traditionellen „Huljo“ – wie die jüngste CD der Yodel Group heißt – werden in frappanter Konsequenz musikalisch ausgelotet, erkundet, dekonstruiert und schöpferisch neu zusammengesetzt im synkopierten Kontrapunkt. Altvertrautes ganz neu! Und das Wichtigste: Es macht unglaublich viel Spaß!