Christian Muthspiel – Steve Swallow | 09.11.2019

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

Konzerte, bei denen nur zwei Protagonisten den Abend bestreiten sind zweifellos ein besonderer Reiz, erfordert es doch von den Musikern höchste Konzentration und auch die Zuhörer geraten nur durch ausgeprägte Aufmerksamkeit in den Genuss eines hochspannenden Hörerlebnisses.

Letzten Samstag inszenierten der österreichische Posauner und Tastenvirtuose Christian Muthspiel und der amerikanische Bassist Steve Swallow die hohe Kunst des Duos. Muthspiel ist ein für alle Stile und Epochen offenes Multitalent und der Mastermind des an diesem Abend zelebrierten „Simple Songs“-Projekts. Fast sämtliche Kompositionen stammten aus seiner Feder.
Eindimensionale Klänge sind dem Österreicher anscheinend zu fad. Für seinen Auftritt wechselte er zwischen Posaune, Klavier, Synthesizer und Blockflöten und zu seinen Füßen stand eine erkleckliche Anzahl an Effektgeräten, die er oft für sich selbst begleitende Loops aber auch für Klangveränderungen nutzte. Die daraus resultierende Vielfalt an Sounds, Melodien, reich an klassischen Elementen, Ausflüge in den Blues, alpenländische Jodler oder orientalische Einsprengsel hielten den Unterhaltungswert auf einem bemerkenswert buntem Niveau.

Daneben der eine Generation ältere Steve Swallow, der seit Mitte der 60er Jahre ausschließlich auf einem akustischen E-Bass spielt. Der Mann stand mit dem Hochadel der Jazzgeschichte auf der Bühne. Bassisten nimmt man gerne als begleitende Rhythmiker wahr. Swallow auf seinem Fünfsaiter entpuppte sich mit seinem Spiel in den höheren Lagen jedoch als melodiereicher Solist und der Klang seines Instrumentes erinnerte in weiten Teilen an den einer akustischen Gitarre. Die Instrumente harmonierten vorzüglich.

Das Simple an den „Simple Songs“ war das vergnügliche Spiel mit den Loops, die dadurch eingegrenzten Ausdrucksmöglichkeiten, die Ausarbeitung von Themen mit kleinen Intervallen und reduziertem Harmoniespektrum.
Aber waren die in großen Teilen auskomponierten Kompositionen noch Jazz? Vielleicht nicht das, was man sich landläufig darunter vorstellt, sondern Jazz mit einem kammermusikalischem Anstrich.
Muthspiel und Swallow’s Darbietung bestand aus lediglich einem etwas längeren Set, aber eine Pause hätte diesem Gesamtkunstwerk keinen Gefallen getan. Eine Zugabe ließen sich die beiden Künstler natürlich nicht nehmen und so beschlossen sie das Konzert kurz nach zehn mit „Mein! Yours?“ einer – wie Muthspiel meinte – gelungenen Zusammenarbeit zwischen ihm und seinem Landsmann Franz Schubert.