Christian Doepke Quartet, feat. Rick Margitza | 03.02.2006

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Locker vom Hocker, cool und funky, entspannt, poetisch, fintenreich: Überraschung! Von dem Mann sollte man öfter hören. Wer den bisher allenfalls engeren Insidern bekannten Christian Doepke mit seinem exzellenten Quartett im Birdland Jazzclub erlebte, dürfte auf Weiteres gespannt sein.

Im derzeitigen Hype um die junge deutsche Pianistenszene dürfte dem Namen Christian Doepke ein Ausrufezeichen angefügt werden. Lyrik und Groove müssen einander nicht widersprechen, Tempo, Tiefe und Leichtigkeit ebensowenig, swing und Intelligenz sowieso nicht. Dass die Kompositionen des Münchener Pianisten dazu noch wunderbare Geschichten erzählen, setzt das Tüpfelchen aufs i. Romantiker zugleich im Gefolge von Bill Evans – dem mit „Bill’s Mood“ eine wunderbar anmutige Hommage gewidmet ist – und Realist in der Tradition Horace Silvers hat Doepke mit klarem Anschlag und souveräner Technik seine sehr eigene Handschrift an den 88 Tasten entwickelt, die ihn in wohltuender Klarheit heraushebt aus dem Heer der Pianisten aus deutschen Landen. Da sitzt einer über den Flügel gebeugt, der sonnendurchflutete Lichtungen im Wald so gut kennt wie das Getriebe der Metropolis: „Heaven Knows“ und „Looking For Trouble“.

Süffig hinzu kommt das Saxophon Rick Margitzas, auch er einer, der Biss und Melodie, fließende Bewegung und einen mittig in sich ruhenden Ton zusammen zu bringen weiß. Am Schlagzeug tummelt sich Guido May, der Groove-Magier mit den federleichten Händen, der so heftig die Tom-Toms grollen lässt und knackigen Rimshots die Ehre gibt wie er zart die Becken streichelt, der Melodien spielen kann und swingt wie kaum einer in unseren Breiten, phantasievoll und sensibel, energisch und empathisch. Christian Diener schließlich unterfüttert das Geschehen am Bass mit elastischer Fülle und flexiblem Rhythmus. Eigentlich ein ganz klassisches Jazzquartett mit Piano, Bass, Schlagzeug und Tenorsaxophon, aber! In den Feinheiten liegt der Unterschied, nicht nur in der handwerklichen Makellosigkeit, sondern vor Allem in der individuellen Musikalität und deren Schnittmenge in einer Band. Am Tag nach dem Neuburger Gig war die Band im Studio. Mal hören, was da kommt.