Ches Smith an These Arches | 20.04.2013

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Der Sound der City, dicht, schrill, immer in Bewegung, kaum berechenbar, laut und chaotisch! Ein großes Gemälde aus Klang, Tempo, Groove und Intensität schufen Ches Smith and These Arches im Neuburger Jazzclub.

Das kann nur aus New York kommen: Der große Schmelztiegel der Megalopolis mischt alle Lebenswelten, kennt keine Grenzen, wirbelt Traditionen in- und durcheinander mit ethnisch, geografisch und historisch weit ausgebreiteten Armen. Selten ist Musik zu hören von solch organischer Energie und unmittelbarer Evidenz. Im Zwielicht purer Intensität und Lebenskraft verschwimmt sogar die Grenze von Melodie und Geräusch.

„Das klingt wie Boston und Fukushima auf einmal“, ist im Pausengespräch zu hören. Dabei reagieren die Wenigsten ablehnend, Viele durchaus fasziniert. Kaum zu glauben, welch klanglicher Kosmos in zwei Saxophonen, einem aufs Minimum reduzierten Schlagzeug, einer Gitarre, einem Akkordeon und ein bisschen Elektronik steckt.

Tim Berne, Tony Malaby, Ches Smith, Andrea Parkinson und Mary Halvorson entlocken ihren Instrumenten im wahren Sinne unerhörte, überaus fesselnde Musik. Die ausgeklügelten Arrangements sind in anarchischer Übereinstimmung der Akteure abgekartet, zugleich erfüllt von größter kreativer Freiheit und getragen von unablässigem Groove: Schließlich ist es der Drummer, der mit rollendem, grollendem Trommelklang die Geschicke des Abends lenkt, durch dreiminütige Miniaturen treibt und durch fast halbstündige Suiten manövriert.

„Speak up if you hate this“: Okay, die Hörgewohnheiten werden schon ein bisschen strapaziert, aber das werden sie ja immer und überall im alltäglich lärmenden Inferno der Welt. Wenn irgend es eine Aufgabe der Kunst ist Spiegel ihrer Zeit zu sein, die Musik von Ches Smith and These Arches wird solchem Anspruch mehr als gerecht!