C’est Si Bon +1 | 16.12.2023

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Die Birdland Jazz Band, die über viele Jahre im alten Hofapothekenkeller kurz vor Weihnachten das Publikum erfreute, hat sich einen neuen Namen gegeben. C’est Si Bon + 1 heißt sie jetzt, und diese Titulierung passt genau.

„Es ist so schön, …Arm in Arm zu gehen und dabei Lieder zu singen, …sich süße Worte zu sagen, kleine Dinge, die nichts bedeuten, aber viel sagen“. Diese Übersetzung des berühmten Chancontextes trifft den Charme und die herzerwärmende Art dieser Jazzformation gut. Die Band mit Eduard Israelov (Piano), Sven Wittig (Saxofon), Wigg Eder (Schlagzeug) und Alexander Fuchs (Bass) ist ganz stark in den kleinen musikalischen Dingen, in den hinreißenden kurzen Motiven, im samtenen Klang des Bösendorfer-Flügels, im weichen Sound des Saxofons, im disziplinierten Sound auf dem Kontrabass und im zurückhaltenden, dezenten Schlagzeug.

Und dazu kommt („+1“) als großes vorweihnachtliches Geschenk die wunderbare Sängerin Mirelle Hanke. Die feinfühlige, jederzeit auf den Punkt präsente und traumwandlerisch sichere Vokalkünstlerin prägt diesen durchaus besonderen Birdland-Abend. Virtuose, verrückt schwierige Tonkaskaden sind nicht zu hören, die großen Instrumentalsoli mit dem obligatorischen Szenenapplaus gibt es eher in kleinen Ansätzen, der große, süffige Sound bleibt diesmal draußen.

Das aber ist kein Mangel, das Quartett C’est Si Bon nimmt das Publikum vom ersten Titel „Birdland“ bis zum späten, großartig interpretierten „All blues“ von Miles Davis mit auf eine rundum erfreuliche musikalische Reise in bester kammermusikalischer Qualität. Der Spruch, dass weniger oft mehr ist, zeigt hier seine tiefe Wahrheit.

Die leisen Töne, der Verzicht auf Äußerlichkeiten, aufs Forcieren, auf den schnellen Effekt, all das entfaltet in der noblen Art dieser Band eine suggestive Kraft, gerade wenn rhythmisch oder melodisch scheinbar kaum etwas los ist. Die Zuhörer geben diese Grundstimmung mit viel Beifall und in einer heiteren, lockeren, gelösten Mitgenießer-Haltung auf die Bühne zurück.

Genießen, das ist der Schlüsselbegriff für die Präsente, die Mirelle Hanke in reichem Maße verteilt. Den „Libertango“ von Astor Piazzolla macht sie mit ihrer weichen und ausdrucksstarken Stimme zum Erlebnis, ebenso den Bossa Nova „Triste“. Sie erzählt die Geschichte einer unerreichbaren Liebe anrührend, aber nie zu gefühlig, mit innerer Kraft, ohne dynamisch aufzutrumpfen. Von der tiefen Altlage bis hinauf in die oberen Regionen eines Mezzosopran spielt sie ihre Qualitäten auf eine ganz leichte, sehr intensive, aber nicht überladene Weise aus.

Der zweite Vokalist des Abends, der mit allen Wassern gewaschene Schlagzeuger Wigg Eder, wartet mit einer etwas anderen Art auf. „Georgia on my mind“ und „Sonny side of the street“ singt er großer Emphase, mit aller Begeisterung eines altgedienten, aber junggebliebenen Jazzers, der sich auch in die höchsten Töne mit volle Risiko hineinstürzt. Wer so mit übervollem Herzen dabei ist, der darf sich auch ein paar – sagen wir – originelle sängerische Eskapaden gönnen.