Strings Ahead | 18.12.2023

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

Freunde gepflegter Gitarrenmusik konnten sich über die Konzerte der letzten Wochen im Birdland Jazzclub freuen. Ihnen wurden reichlich Saitenzauberer verschiedenster Stile geboten. Das legendäre letzte Freitagskonzert vor der Weihnachtspause bestritten jahrzehntelang das ehemalige Saiten-Ensemble von Helmut Kagerer & Helmut Nieberle. Dieses Jahr ließ Clubchef Manfred Rehm diese Tradition mit einem Gitarren-Duo aus Baden-Württemberg wieder aufleben.

Martin Müller und Alex Kroll – der eine spielt auf einer klassischen Nylonsaitengitarre und der andere auf einer Jazzgitarre – hatten in Zeiten der zurückliegenden Lockdowns nichts Schöneres zu tun als zusammen zu jammen. Und so entstand aus zwanglosen Sessions ein gelungenes Projekt bei dem sie mehr oder weniger bekannte Songs und Selbstgemachtes zum Leuchten brachten.

Martin Müller hat sich lange Zeit intensiv mit brasilianischer und argentinischer Gitarrenmusik und -technik beschäftigt. Bossa, Samba, Chôro sind sein Metier, Baden Powell oder Antônio Carlos Jobim seine Helden. Wenn er nicht gerade Soli zupfte war er die Rhythmusmaschine der Band und zog dezent eine Bossaspur durch Teile des Programms. Ganz stark fanden alle seine Solonummer: Egberto Gismontis „Trenzinho Amazônico“.

Alex Kroll kommt aus der Swing-Ecke. Wenn er Soli spielt, dann zwar fein und dezent aber trotzdem dynamisch. Wie man hören konnte muss das kein Widerspruch sein. Bei seinem Glanzstück „Cloe“ von Joe Pass war er voll in seinem Element. Hut ab Alex.

Das Publikum war äußerst aufmerksam, verfolgte jeden Ton und jeden Griff und ließ sich von den beiden Gitarristen immer tiefer in den Bann ziehen. Das Programm war vielsaitig und vielseitig. Hits wie „Stomping at the Savoy“, „Lucy in the sky with diamonds“ oder „The man I love“ kamen in völlig neuem Gewande daher. Kreative Arrangements mit ständigem Wechsel von Takt, Rhythmus, Tempo und Metrum innerhalb eines Songs wurden so zu extrem farbigen Werken. Originelle Höhepunkte häuften sich: ein barockes Vorspiel zu „Blue Bossa“, die Idee im Nachgang zu einem fertigen Film ein Lied als Filmmusik zu komponieren oder ein bluesig interpretiertes „Rhapsody in Blue“. Die kleinen Geschichten die Martin dazwischen zum Besten gab rundeten das Konzert auf angenehme Weise ab.

Die Musiker waren sehr zufrieden mit dem Publikum und das Publikum war begeistert von der Band. Die letzte Zugabe war Martin Müllers „Le jour du paix“ (Der Tag des Friedens), es erinnerte an den Zustand der der heutigen Welt gut anstünde und passte zu dem friedlichen Gefühl das diese schöne Musik bei allen hinterließ.