Cécile Verny Quartet | 11.01.2014

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Am schönsten ist’s, wenn’s leise wird, die Töne aus dem Bösendorfer tropfen, der Bass grummelnd grundiert und das Schlagzeug sich weitestgehend zurück nimmt. Dann kommt die Stimme Cécile Vernys intensiv zur Geltung, glüht und schwärmt, sanft, samtig, sensibel. Natürlich wirkt das nur im Kontrast, und so gibt’s auch lautere Momente des Konzerts, die Songs, in denen Groove, Action und funky Moods das Geschehen bestimmen, stark Pop-affin, irgendwie aber deutlich austauschbarer als das, was vom Cécile Verny Quartet in den letzten Jahren zu hören war. Der spezifische Reiz, den die Musik in hoher Differenzierung über Jahre hinweg ausstrahlte, wird ein Stück weit eingeebnet zugunsten einer verstärkten Kompatibilität zu gängigen Hörgewohnheiten. Fast ein bisschen schade, wenn die interaktive Aufmerksamkeit Lars Binders am Schlagzeug immer wieder durchgespielter Gleichförmigkeit weicht.
Klar bleibt jedoch andererseits: Die Musik hat nach wie vor viel Reiz, ist immer noch meilenweit entfernt von Beliebigkeit und Anbiederung. Immer wieder berühren filigrane Passagen und reich ornamentierte Impressionen zumal von Bernd Heitzlers Bass, der – auch in der elektrischen Variante – eine souveräne Balance aus Wucht, Groove und Feeling hält, und Andreas Erchingers kreativer Lebendigkeit am Piano bzw. an den sparsam eingesetzten Keyboards. Dass die Band im Kern seit Jahren zusammenspielt, befördert das Ergebnis, gibt in blindem Verständnis Freiraum zu schöpferischem Umgang mit den Songs. Cécile Vernys sympathischer Gesang ist ausgeklügelt kultiviert, die charakteristische Jazz-Stimme klar, kraftvoll, variabel, erfahren, substanzvoll und ausdrucksstark, die dichten Texte transportieren Gefühle, Gedanken, Befindlichkeiten in Chanson-ähnlicher Eindringlichkeit. Am besten dann, wenn’s leise wird.