Cécile Verny Quartet | 11.01.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

Wenn Jazzmusiker Pop spielen, klingt das in den allermeisten Fällen ganz anders als das, was man uns übers Formatradio oder nervendes Lautsprechergedudel in öffentlichen Räumen als „populär“ verkauft. Und dennoch: Cécile Verny, die Lady, die mit ihrer mächtigen Stimme sicherlich zu den herausragenden Vertreterinnen ihres Genres in Europa zählt, singt im Grunde Pop.

Dass sie dies zusammen mit ihrem exzellenten Quartett ausgerechnet im Birdland tut, also quasi im Tempel des Jazz, hat durchaus seinen Grund, denn selten sieht und hört man hierzulande eine Band, die selbst komponierte, reife, überaus anspruchsvolle Mid- und Uptempo-Nummern, hauchzarte Balladen und mitunter auch heftig groovende Songs mit deutlichen Funk- und Rock-Anleihen mit derart hinreißendem Understatement, mit Nonchalance und zudem der nötigen Coolness in den Saal zaubert. Wer das so gut hinkriegt, ist hier genau richtig.

Dass Pop und Jazz durchaus zusammengehen, haben Sting, Paul Simon, Joni Mitchell, Donald Fagen, Barbra Streisand und viele andere echte Größen bereits hinlänglich bewiesen. An diesem Abend beweisen es – wenn auch notgedrungen ein paar Nummern kleiner – Cécile Verny, ihr heimlicher Bandchef Andreas Erchinger am Piano und den Keyboards, Bernd Heitzler an diversen Bässen und Schlagzeuger Lars Binder, der, wenn es erforderlich wird, auch mal bei gleichzeitig unerbittlich durchlaufenden Sechzehnteln mit gehörigem Bums die Eins markiert. Das betreffende Stück heißt „Non ID“ und ist nicht das einzige Highlight dieses Abends. Von ähnlichem Kaliber etwa sind „As Soon As They Have All Aligned“ mit diesem unnachahmlichen relaxten Groove kurz vor der Pause oder das auch das mitreißende „Talking Talking Talking“ gleich zu Beginn. Dass Cécile Verny zudem eine überaus kompetente Balladensängerin ist, demonstriert sie mit „J’aime l’ideé“, einem hinreißenden Schlaflied als letzter Zugabe.

„Ihr seid heute meine Versuchskaninchen“, teilt sie ihrem Publikum gleich zu Beginn des Konzerts mit und bestreitet dann einen Großteil des Abends mit brandneuen, noch nie vorher live gespielten Stücken, die schon mal einen Vorgeschmack geben auf das kommende Album, das Ende April erscheinen wird und auf das man sich nach allem, was man gehört hat, wirklich freuen darf.

Cécile Verny war mit ihrer Band schon oft im Club im Birdland zu Gast. Auch schon mit einem reinen Jazz-Repertoire, auch schon mit allen möglichen Crossover-Varianten. Dass sie sich diesmal für mitunter recht knackigen AOR-Pop auf Jazz-Basis entschieden hat, kommt also nicht unbedingt überraschend. Überraschend freilich ist immer wieder, wie souverän sie sich, völlig frei von Berührungsängsten jeglicher Art, in jedem Metier bewegt. Das mache ihr erstmal einer nach.