Cécile Verny Quartet | 12.01.2018

Neuburger Rundschau | Barbara Sagel
 

Saisonstart im Birdland – das in Freiburg beheimatete Cecile Verny Quartet stimmt bereits zum zwölften Mal das Publikum im Jazzkeller unter der Hofapotheke auf die kommenden Konzerte ein. Damit ist die Messlatte für alles Folgende recht hochgelegt. Gar nicht mal so klassisch jazzig, eher grenzgängig Pop-Soul-Funk inspiriert, aber doch so gut. Ziemlich lyrisch, ziemlich intensiv und ziemlich sympathisch. Lyrisch? Die Texte stammen zu einem großen Teil aus der Feder des englischen Dichters, Malers, Visionärs William Blake (1757 – 1827). Der Londoner Künstler, dessen Hellsichtigkeit erst posthum so richtig erkannt, bekannt und von vielen geschätzt wurde, befasste sich in seinen Gedichten unter anderem mit den sozialen Missständen seiner Zeit. Andreas Erchinger, Pianist des Cecile Verny Quartets, findet für die eindringlichen Worte des Dichters adäquate Melodien, Rhythmen und Arrangements. Intensiv? Cecile Verny, die von der Elfenbeinküste stammende Sängerin der Truppe, erzeugt mit starker Persönlichkeit, mit großer körperlicher und stimmlicher Präsenz eine zeitweise atemberaubende Intensität. Klagend, schreiend, flehend, flüsternd, strahlend, schmeichelnd, fließend, kehlig, oberton-bereichert, perkussiv lässt Cecile Verny ihre Stimme erklingen in komponierten Melodien ebenso wie in freien Improvisationen. Keine Klangfarbe, die ihr nicht gelingt. Die Instrumentalisten lassen der Sängerin Raum, Freiheit, sind zum richtigen Zeitpunkt da – schaffen ihrerseits Momente großer Dichte, Augenblicke des mitreißenden „Gemeinsam-Getragen-Seins“. Andreas Erchinger betätigt sich als Jazzpianist am Flügel ebenso überzeugend wie als pop-motivierter Keyboarder – gerne mit Hammondorgel-Klang. Und da ist der Bassist, Bernd Heitzler, dessen inspirierter Umgang mit Stand Up Bass, E-Bass und akustischer Bassgitarre für besondere
beispielsweise in Heitzlers Eigenkomposition „The Wild Heart of the Earth“. Drummer Lars Binder – auch er ein Songwriter – macht derweil ebenso erfreulich kreativen Gebrauch von seinem Instrument. Mal ist es die Stand-Tom, mal die Hänge-Tom, mal die Hi-Hat, mal nur die Becken, denen sich der Schlagzeuger über Takte hinweg ausschließlich widmet, um dem Set unterschiedlichste klangliche Charakteristiken zu entlocken. Das Timbre der Udu, einer vasenartigen afrikanischen Trommel aus Ton, trägt zu ganz besonderen, dezent exotischen Stimmungen bei. Sympathisch? Cecile Verny unterhält das Publikum authentisch, locker mit kleinen Geschichten und erfreut sich offenbar an dem, was sie tut und daran, wie das Publikum darauf reagiert. Die Band ist entspannt, hörbar miteinander vertraut. Eine Win-Win Situation nennt die Sängerin das Ganze an diesem zweiten ausverkauften Cecile Verny Konzertabend 2018 im Birdland – und hat damit vollkommen recht.