Birdland Jazz Band | 16.12.2017

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Wer diese Combo noch nie gehört und gesehen hat, der mag sich vielleicht im ersten Moment gedacht haben: Na, da gehen ja fünf ziemlich gereifte Herrschaften auf die Bühne, nicht alle mit flottem Schritt, die zusammen an die 350 Jahre auf die Zeit-Waage bringen – schauen wir mal, was die noch so drauf haben. So kann man sich täuschen.

Kaum stellen Eduard Israelov (Klavier), Charlie Gutsche (Sax, Klarinette, Flöte), Werner Riedel (Ventilposaune), Wigg Eder (Schlagzeug) und Manfred Hartlieb (Bass) die ersten Klänge in den alten Hofapothekenkeller, vollzieht sich ein kleines musikalisches Wunder. Es erklingt eine bezaubernde Jazz-Version des Songs vom Rentier Rudolf mit der roten Nase. Das Quintett spielt mit Leichtigkeit und Grandezza, mit feinem Gefühl und mit unübersehbarer Freude daran, dass auch beim 34. Vorweihnachtskonzert der Birdland-Hausband ein zugeneigtes Publikum dieses Geschenk genießt.

Die fast familiäre Stimmung trägt durch den ganzen Abend, der erst kurz vor Mitternacht mit „In the middle of town“ von Duke Ellington verklingt. Die fünf Instrumentalisten, von denen als einziger Wigg Eder seit dem ersten Auftritt der Birdland Combo im Jahre 1985 ununterbrochen dabei ist, musizieren eher sanft, einander zugewandt und einander wirklich zuhörend, keiner drängt sich zu sehr nach vorne. Hier nimmt niemand sich selbst wichtig – wichtig ist allein das gemeinsame, elegante Musizieren. Charlie Gutsche und Werner Riedel zum Beispiel setzten mit Posaune und Saxofon auch im Forte nur kleine, kluge Akzente, da knallt kein Ton irgendwo heraus, die Kantilenen werden mit Ruhe ausgespielt.

Der alte Fuchs Manfred Hartlieb, mit unbewegter Miene, aber immer mit ganzem Herzen dabei, zupft einen souveränen, gepflegten Bass. Der Vollblutmusiker aus Nürnberg (Spitzname „General“) strahlt auf seinem Bassisten-Hocker tatsächlich etwas von der Souveränität eines Feldherrn aus, auch wenn es hier nicht um Kämpfe und militärische Strategien geht, sondern um eine ganz andere, edlerer Art des Wettstreits.

Fast zärtlich geht Wigg Eder, der zugleich als Moderator durch das Konzert führt, mit seinem Schlagzeug um, meistens hat er ein Lächeln auf den Lippen. Eder wirkt erfüllt von Freude darüber, dass er zum 34. Mal dieses Jahreskonzert mit gestalten darf (was nach einem bösen Sturz mit deutlich sichtbaren Spuren nicht selbstverständlich war) und vom Vergnügen darüber, was er von seinen Kollegen zu hören bekommt. Zum Beispiel vom noblen, unprätentiösen und hochmusikalischen Pianisten Eduard Israelov, einem Meister der leisen, der versonnenen Töne.

Und vor allem von der Sängerin Mirelle Hanke. Die junge Ingolstädterin macht mit ihrer klaren, blitzsauberen Intonation, mit einer angenehmen, leicht dunklen Färbung ihrer Stimme Stücke wie „Blue moon“ oder „When you`re smiling“ zu festlichen Glanzlichtern. Ihr gewinnendes Auftreten allein war schon ein vorweihnachtliches Geschenk. Schade, dass der Vater von Mirelle Hanke und etatmäßige Trompeter der Birdland Band, Georg Kremietz, diesmal nicht dabei sein konnte. Er liegt in einer Klinik und wurde vom Publikum mit einem langen, aufmunternden Applaus bedacht.

Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn der „Schorsch“, derart unterstützt, nicht schnell wieder auf die Beine kommt. So sagte es Wigg Eder mit einem Augenzwinkern. Da sollte er Recht behalten. Denn der Teufel hat ja in der Weihnachtszeit nichts zu melden.