Cassablanka | 14.12.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

Familie und Beruf, Alltagsbewältigung und Weihnachtsvorbereitungen – es gibt einiges zu tun derzeit. Da bleibt nicht viel Zeit übrig für Freizeit und Hobby. Umso erfreulicher ist, dass es das Salon- und Jazzorchester Cassablanka gibt, in dem Bandchef Alexander Großnick Musiker aus der Region um sich versammelt hat, um gemeinsam mit ihnen eine Art „Greatest Hits“ des Oldtime Jazz und Swing aus der Zeit zwischen Jelly Roll Morton und Charly Parker zu spielen.

Das Nonett gastiert dort, wo ansonsten sich die Weltstars des Jazz die Klinke in die Hand geben, im Birdland in Neuburg nämlich, das aus diesem besonderen Anlass selbstverständlich bis auf den letzten Platz besetzt ist. In der Tat machen die Damen und Herren des Ensembles ihre Sache trotz des Ehrfurcht gebietenden Ambientes richtig gut und nachdem Großnick (Tenorsaxofon, Klarinette), Peter von der Grün (Altsaxofon, Klarinette), Nils Nierman (Alt- und Baritonsaxofon, Klarinette) Gerhard Hörmann (Trompete), Christian Rehm (Posaune), Brigitte Pettmesser (Klavier), Renate Hörmann (Kontrabass), Florian Herrle (Schlagzeug) und Sängerin Lisa Moosheimer erst einmal ihre Scheu abgelegt und sich ein wenig frei gespielt haben, nimmt ein gut zweistündiger Abend seinen Verlauf, in dem man sich nicht nur über alte Jazzperlen wie Thelonious Monk’s „Blue Moon“. Ella Fitzgerald’s „How High The Moon“ und Kenny Ball’s „Midnight In Moscow“ freuen kann, sondern auch über die musikalische Beschlagenheit aller Beteiligten.

Es mag sich bei den Musikern rein arbeitsrechtlich um lupenreine Amateure handeln, in künstlerischer Hinsicht freilich verwischt im Laufe des Abends die Grenze zur Professionalität immer mehr, die Phase des Kopierens weicht der der persönlichen Deutung und die Soli, für die naturgemäß in erster Linie die Bläser zuständig sind, werden von Minute zu Minute wagemutiger. Die ausgewählten Arrangements sitzen, die Band spielt auf den Punkt, hochkonzentriert und sehr präzise. Und vor allem in der zweiten Hälfte beginnt die Sache mehr und mehr zu swingen, was ja mit das Entscheidende bei einer derart ausgerichteten Formation ist.

Natürlich gibt es immer etwas zu verbessern. Der richtige Platz für die Präsentation einer so versierten Sängerin wie Lisa Moosheimer wäre zweifelsohne die Bühnenmitte gewesen und nicht deren äußerster Rand, und wenn sich die Bläser an den Gesangsstellen etwas mehr zurücknähmen, käme sie auch stimmlich mehr zur Geltung. Wobei dies freilich eine Marginalie ist anlässlich eines Konzerts, das ansonsten zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten auf und vor der Bühne abläuft. – Die Band sei stolz, in einem berühmten Club wie dem Birdland spielen zu dürfen, sagt Großnick bereits ganz am Anfang. Umgekehrt gilt ähnliches: Die Region kann stolz sein, Heimat und Basis einer Band wie dieser zu sein.