Bob Degen Trio | 16.05.2003

Donaukurier | Norbert Schmidl
 

Melodiös, der Seele und dem Gehörgang schmeichelnd, unaufdringlich. Das ist die eine Seite von Bob Degen. Doch der Pianist hat noch eine andere, die sich zupackend und mit druckvollem Groove präsentiert. Im Neuburger Jazzclub „Birdland“ zeigte der Tastenmann aus Pennsylvania beide, wenn er auch den Schwerpunkt deutlich auf die ruhigeren und leiseren Töne gelegt hatte und somit im Rahmen der Reihe „Art of Piano“ ein Gastspiel zum Zurücklehnen und Relaxen ablieferte.

Doch eigentlich war „einfach nur abschalten“ dieses Konzerts nicht würdig, denn bei Degen verbergen sich auch hinter scheinbar belanglos hingespielten Noten oft Schätze. Seine Technik ist so perfekt, dass sich selbst schwierigste Passagen einfach und locker anhören. Dabei vermittelt sein äußerst differenzierter Anschlag nie das Gefühl von Gleichförmigkeit oder gar Langeweile. Vielmehr lassen die gemütlich dahinfließenden Stücke das Publikum auf der selben Woge mitreiten und sie mit der Band eins werden.

Die ganze Klasse Degens kommt nämlich erst innerhalb des Ganzen, nämlich seines Trios, voll zur Geltung. Das soll nun nicht heißen, dass seine musikalischen Mitstreiter so schlecht wären. Im Gegenteil. Erst das Zusammenspiel von Thomas Stabenow am Bass und Peter Perfido am Schlagzeug mit Bob Degen zeigt, welches Potenzial der Pianist abzurufen im Stande ist und dies angesichts der musikalischen Konkurrenz innerhalb des eigenen Trios auch tun muss, um gegenüber den anderen beiden vor dem Publikum zu bestehen.

Neuere Eigenkompositionen von Degen oder seines Freundes Heinz Sauer, mit dem er ebenfalls schon in Neuburg zu hören war, mischen sich da in einem Programm mit Klassikern wie Cole Porter, Thelonious Monk oder Charlie Parker und dokumentieren, dass Bob Degen auch eine solche Gratwanderung schwindelfrei bewältigt. Da mag der Name seiner CD „Catability“, von der er an diesem Abend die meisten Stücke spielte, Programm gewesen sein. Denn die „Katzenfähigkeit“, sich biegsam und schmiegsam den gegebenen musikalischen Umständen anzupassen, hat Degen genauso wie die, dennoch den eigenen Stil und Weg konsequent zu verfolgen und zu Ende zu gehen.