Biréli Lagrène & Jermaine Landsberger Trio | 22.01.2016

Donaukurier | Karl Leitner
 

Dass ein Musiker beleidigt die Bühne verlässt und damit kundtut, dass das laufende Konzert für ihn nunmehr beendet sei, kommt äußerst selten vor. Biréli Lagrène, der an diesem Abend zusammen mit dem Jermaine Landsberger Trio im Birdland Jazzclub auftritt, leistet sich diesen Faux Pas, weil er als Gast meint sich über die musikalische Vorgehensweise des Gastgebers echauffieren zu müssen. Das zeugt von wenig Respekt dem sichtlich perplexen Bandleader gegenüber und zudem von mangelndem Teamgeist. Differenzen vor Publikum auszutragen, ist ganz schlechter Stil.

Bereits die ganze erste Hälfte des Konzerts hindurch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, als hätte Lagrène enorme Probleme damit, sich in die gewachsene Band Landsbergers zu integrieren. An mangelnder Kompetenz seinerseits kann das nicht liegen, denn gerade er – früher als Gitarren-Wunderkind des Sinti-Jazz gefeiert – genießt als Instrumentalist doch den Ruf eines Virtuosen. Aber ein sichtlich lustloser, wenig inspirierter Star und eine hochgradig motivierte Band mit Landsberger am Piano, Joel Locher am Kontrabass und Andreas Neubauer am Schlagzeug – das passt ganz einfach nicht, zumindest nicht an diesem Abend.

Natürlich ist Biréli Lagrène – auf dem Papier – eindeutig der Star des Konzerts. Diesen Status will ihm ja auch niemand streitig machen außer er sich selbst vielleicht mit einer solchen Aktion, aber gewisse Regeln der Kollegialität gelten auch für einen, der in der Vergangenheit bereits viel Großartiges hervorgebracht und seinem Genre zweifelsfrei unschätzbare Dienste erwiesen hat. Bei einigen Stücken vor der Pause wie dem Reinhardt-Klassiker „Nuages“ und „Mormosa“ meint man auch tatsächlich, die große Klasse des Biréli Lagrène aufblitzen zu sehen. Tja, bis er dann in der zweiten Hälfte leider anfängt, seine Launen an seinen Partnern auszulassen. Wobei dieses Verhalten viel mehr ihm selbst schadet als der Band, denn die trumpft nach Lagrènes Abgang erst so richtig und scheinbar wie befreit auf und bekommt ganz zu Recht stürmischen Solidaritätsapplaus und zwei Zugaben. Ein klassisches Eigentor also.

Starallüren? Musikalischer Burnout? Gesundheitliche oder persönliche Probleme? – Zusammen mit dem sachkundigen Birdland-Publikum, das erfahrungsgemäß auch mal eine Unpässlichkeit verzeiht, es aber nicht verdient hat, der-maßen brüskiert zu werden, kann man nur spekulieren, warum Lagrène sich zu diesem Eklat hat hinreißen lassen. Sicher freilich ist eines: Mit Aktionen wie dieser ramponiert er seinen Ruf nachhaltig.