Anderson – Bennink – Glerum – Kemenade | 16.01.2016

Donaukurier | Dr. Tobias Böcker
 

„Checking out“ – Ein Titel, der viel sagt über die Musik eines ungemein kreativen Jazzquartetts. So freigeistig freilich, wie die Ankündigung vermuten ließ, gaben sich die Akteure dabei gar nicht. Ray Anderson, Han Bennink, Ernst Glerum und Paul van Kemenade blieben meist relativ nah an den Themen und spielten ihre individuelle wie kollektive Klasse und Neugierde weniger auf Ausflügen ins Freie aus als in stets aufeinander bezogenen Intermezzi und Improvisationen.

So blieben sie „close enough“, wie ein weiterer bezeichnender Titel lautete. Die komplette Jazzgeschichte versammelte sich im Schaffen der Vier, vom frühen New Orleans-Sound über den Swing der 30er und den Hardbop der 50er bis zur Avantgarde der 60er und der postmodernen Synthese. Die freien Passagen wurden stets zusammengehalten von einem geradezu unglaublich straight durchgehaltenem Groove. Das Quartett agierte und interagierte als echte Band gleichberechtigter Partner, die einander weidlich herausforderten und zugleich unterstützten.

Anderson, Bennink, Glerum und Kemenade spielten ausschließlich Originale. Jeder der Vier trug Kompositionen bei. Die Stücke boten bei überschaubarer Länge Wiedererkennungswert und Offenheit zugleich. Die Themen waren von griffiger Klarheit und profunder Qualität, zeigten sich als ideale Sprungbretter für das überaus spielfreudige, förmlich brodelnde Treiben auf der Bühne, prägnant, präzise, dicht und nicht zuletzt humorvoll.
Ausgesprochene Virtuosen waren da am Werk, herrlich Andersons wendige Posaune, furios van Kemenades blitzgeschwindes Saxophon, mitreißend Glerums beweglicher Bass. Heimlicher Star des Abends freilich war Hans Bennink, dessen prägnanter Punch am Schlagzeug dem Abend immer wieder die eine oder andere Krone aufsetzte.