Birdland Jazz Band | 11.12.2003

Donaukurier | Reinhard Köchl
 

(Audi Forum Ingolstadt)

Mit dem passenden Wort ist das so eine Sache. Sie einfach nur einen Dinosaurier zu nennen, nein, das hätte etwas unverdient Despektierliches, etwas Altbackenes, wo sie doch nach wie vor frisch und unverbraucht klingen. „Lokalmatadoren“ trifft`s auch nicht ganz, denn obwohl die Burschen allesamt in und um Ingolstadt herum wohnen, liegt die Wiege und das Wohnzimmer der Band nach wie vor mitten in Neuburg.

Letztes hat die Birdland-Dixieband jetzt verlassen, um ihre bereits traditionelle Weihnachtsgala, bei welcher der Keller unter der Neuburger Hofapotheke in den vergangenen Jahren regelmäßig aus allen Nähten platzte, im edlen, konzertanten Rahmen des Audi Forum zu zelebrieren. Ein ebenso mutiger, aber auch gewinnender Schritt, was sich in einem nahezu ausverkauften Museum Mobile widerspiegelte. Wie überhaupt der Mut der semiprofessionellen Combo in den zurückliegenden Jahren fast immer belohnt wurde.

1985 als Hausband des gerade wiederbelebten „Birdland“-Jazzclubs gegründet, haben die „Dixies“ inzwischen zahlreiche Stürme, Umbesetzungen sowie den Tod einiger verdienter Mitglieder ohne spürbaren Substanzverlust überstanden, zwei erfolgreiche Live-CDs veröffentlicht und sich im Laufe der Zeit zu einem der meistbeschäftigtsten Ensembles der Region gemausert. Aus der Stammbesetzung sind nur noch Stefan (Piano) und Gustl Bernhardt (Klarinette und Tenorsaxofon), Wigg Eder (Schlagzeug) sowie Leon Stromski (Posaune, Altsaxofon) dabei. Der Sound des Oktetts transportiert jedoch nach wie vor jene unbeschwerte Fröhlichkeit und den nonchalanten Charme des New Orleans Jazz, der den „Dauerbrenner“ in den Rang eines der wichtigsten musikalischen Botschafter Ingolstadts und Neuburg erhoben hat.

Wieder so ein Begriff, der etwas erklären will. Aber sie brennen wirklich noch, selbst im 18. Jahr. „Royal Garden Blues“, „The Autumn leaves“ mit dem einfühlsamen Gesang von Christian Hackner (außerdem noch am Bajo), das Oliver Kollmannsberger (Trompete) und  Wolfgang Socher (Bass) geschmackvoll ausfüllen, „Creole Love Call“, „Sheik of Araby“ mit meditarranen Akkordeontupfern von Wastl Biswanger, oder „Alexander`s Ragtime Band“: das ist ein Feuerwerk der guten Laune und des immergrünen Swing. Jopi Heesters kommt auch zu Ehren, weil Wigg Eder einmal mehr sein unnachahmliches „Bel Ami“ näselt. Und die Bläsersätze rollen wie eine Dampflokomotive über die gut geölten Schienen mitten hinein ins Dixieland.

Das obligatorische Finale „What a wonderful World“, dann nach frenetischem Applaus als Zugabe noch der „Tiger Rag“: das ist fast schon Kult. Womit endlich das perfekte Wort gefunden wäre, um die Einmaligkeit der Birdland Dixieband zu würdigen.