Antonio Faraó Trio | 07.02.2003

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Mit einem der zweifelsohne besten Pianotrios, das die jüngere Generation des alten Kontinents derzeit zu bieten hat, setzte der Birdland Jazzclub den Reigen seiner „Art Of Piano“-Konzerte fort. Zur Nr. 68 baten Antonio Faraó, Martin Gjakonovski und Dejan Terzic. Das „European Trio“ des italienischen Tastenkünstlers bot modernen Jazz in interaktiver Energie und jeweiliger solistischer Souveränität auf hohem Niveau.

Die Balance eines gleichseitigen Dreiecks in spannungsvoll atmender Bewegung aufrecht zu erhalten, es auf wechselnder Spitze tanzen oder in mittiger Ruhe schweben zu lassen, das ist die hohe Kunst des Pianotrios. Spätestens Bill Evans, Scott LaFaro und Paul Motian haben den Standard des künstlerischen Grundgedankens definiert. Faraó, Gjakonovski und Terzic setzen solche Balance in erregend gültiger Gegenwärtigkeit in Tat und Temperament. Mit fulminanter Energie und heftig groovender Spielfreude auf der einen, selbstbewusst aufspielender Individualität auf der zweiten und kommunikativer Synergie auf der dritten Seite entwickeln sie eine Form akustischer Dreidimensionalität, aus deren einem Prisma gleicher Tiefe die Funken nur so stieben. Das Trio würde die Verpflichtung auf die Tradition missachten, pflegte es nicht auch die Kunst des Balladenspiels, der lyrischen Betrachtung arkadischer Gefilde und der Geheimnisse des Lebens in gleichfalls hoher Meisterschaft und kultivierter Empathie. Das solchermaßen vorgestellte „Theme For Bob“ avanciert so zu einer außerordentlich beeindruckenden Erinnerung an den kürzlich bei einem Verkehrsunfall verstorbenen Saxophonisten Bob Berg, mit dem das Trio erst kürzlich seine neue CD „Far Out“ aufgenommen hat.

Kein Geringerer als Herbie Hancock lobt Antonio Faraó als einen großen Pianisten. Mit Recht: Ein makelloser glockenklarer Anschlag. eine phantasievolle rechte Hand, flüssiges Singlenotespiel und kraftvolle Harmonik finden in seinem Spiel zu entschiedenem Ausdruck und eigenständiger Klang- wie Formensprache. Martin Gjakonovski lässt das Holz des Kontrabasses in rundem vollem Ton schwingen, trägt seinen Teil bei in rhythmischer Verlässlichkeit, bewegtem Groove, harmonischem Gespür und solistischer Beweglichkeit. Dejan Terzic schließlich setzt das Schlagzeug in vielfältigen Sounds und filigraner Prägnanz ein, trägt das Geschehen auf einem Teppich aus entschiedener Dynamik und variabler Spiellust. So alt schaut Europa gar nicht aus.