Die Zugabe erlaubte einen ganz persönlichen Blick: „Coming back home“, wie auch der Titel ihrer aktuellen CD lautet, sang Anna Lauvergnac im Birdland, und wahrlich: So entspannt, so locker, so fröhlich war sie hier wohl kaum zu erleben bisher.
Die im italienischen Triest geborene Sängerin, die sich selbst als Jazzsängerin, Lyrikerin und Reisende vorstellt, ist ein gern gesehener Gast im Neuburger Jazzclub. Immer wieder fasziniert sie ihr Publikum mit ihrer unmittelbar packenden, zugleich so gekonnt beherrschten Stimme. Der charaktervolle Alt mit dem rauchig-dunklen Timbre, die über jeden Zweifel erhabene Intonationssicherheit, die souveräne Phrasierung, die ausgezeichnete Balance der Dynamik geben den Songs – wohlbekannten und neuentdeckten Standards sowie passgenau eingestreut eigenen – jene Ausdruckskraft und Wärme, die einerseits unter die Haut geht, andererseits entführen kann in ihre eigene Welt: You’re My Thrill, Lullaby Of The Leaves, Let’s Face The Music And Dance, Willow Weep For Me
Die Band tut das Ihre dazu: Wohltönend, warm und rund klingt Giorgos Antonious Bass, fein swingt das Schlagzeug Steve Browns. Claus Raible, Anna Lauvergnacs Mitbewohner aus Grazer Studententagen und seinerseits ein alter Bekannter im Birdland, befindet sich auf einem neuen Höhepunkt seines Könnens. Wie aus dem Ärmel geschüttelt sprudeln die Läufe über die Tastatur. Die Mischung aus Eleganz und Lässigkeit ist unnachahmlich, der persönliche Stil unverkennbar, geprägt von den großen Heroen der Jazzgeschichte, hochgradig verinnerlicht und individualisiert. In dieser Form gehört Claus Raible in der weltweiten Rangliste der besten Pianisten auf einen Platz ziemlich weit oben.
Zurück zu Anna Lauvergnac: Die erzählt viel, kommentiert die Songs mit lebhafter Körpersprache und ausdrucksstarkem Mienenspiel, interpretiert sie schließlich in faszinierender Präsenz. Eine großartige Sängerin mit einer ausgezeichneten Band, ein glücklicher Abend im Birdland!