Angelini – Fonda – Lopez | 12.10.2007

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Er entringt dem unhandlichen Instrument die Töne förmlich, kämpft mit der widerspenstigen Behäbigkeit des Kontrabasses um Ausdruck, Flüssigkeit und Versöhnung. Joe Fonda frönt dem freien Spiel mit aller körperlich fassbaren Inbrunst. Der Amerikaner ist einer jener alten Haudegen, die sich nicht unterkriegen lassen von Neobop und Zeitgeist, die sich noch wirklich ins Getümmel stürzen, weder dissonant noch atonal – der Notenständer ist wohlbestückt – aber mit Energie und Abenteuerlust.

Ihm zur Seite im Birdland Jazzclub, gegenüber – und kopfüber? – Bruno Angelini am Flügel und Ramón Lopez am Schlagzeug, beide gleichfalls keine Kinder improvisatorischer Traurigkeit. Ein turbulentes Dreieck dreier gleichgesinnter Querköpfe, Charakterköpfe, Persönlichkeiten! Musik als Ausdruck von Irrsal und Wirrsal der Welt, die nicht zu entschlüsseln, nachzuvollziehen, allemal vielleicht zu ertragen ist, ohne tierischen Ernst jedoch, italienisch leicht, mit mediterranem Esprit. Immer wieder bilden sich auch Ruheinseln, leichtes Lächeln, Momente, des Verharrens, Genießens, Bleibens, Vergessens.

Dann aber wieder ab die Post, hinein in den Strudel der „Perpetual Motion“ und der „Silent Cascade“, ein Titel, der zumindest im ersten Wort reichlich euphemistisch ist.

Dabei ist die suitenförmige Musik des Trios weit entfernt vom Schreckgespenst eines vorurteilsbeladenen „Free Jazz“, zu strukturiert, zu durchdacht, zu logisch, zu aufmerksam, zu sensibel und schlicht und ergreifend zu schön ist sie, um irgendwie abgetan werden zu können in ewiggestrigen Engstirnigkeiten. Aller Widerspenstigkeit zum Trotz!