Andy Scherrer Quartet feat. Ann Malcolm | 27.04.2001

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Nur je für sich überzeugen konnten das Andy Scherrer Quartet und Ann Malcolm im Neuburger Birdland. Für einen wirklich gemeinsam kommunizierenden Konzertabend fehlte es zu sehr an dialogischer Bindung zwischen Sängerin und Band. Vielleicht hatte man auch einfach versucht, zu viel in einen Abend zu packen.

Denn eigentlich waren es zwei Bands, die im Keller unter der Hofapotheke auf der Bühne standen: Einmal das Andy Scherrer Quartet, vital und mit kraftvollem Biss. In „Blues East“ und „Tubiferous“ hob Scherrers Tenorsaxophon ab zu Höhenflügen, die mit ausgebreiteten Schwingen bis an die Grenzen der Freiheit schwebten, in souveränen Bögen und reifem Ausdruck. Dazu kamen Robi Szacki Lakatos Jr.’s flüssig aus dem Pianistenärmel geschüttelte Glitzerketten, Isla Eckingers erfahrungsgetränktes dienliches Bassspiel und Dre Pallemaerts motiviertes Drumming.

Mit Sängerin Ann Malcolm mutierte das Quartett jedoch zu einer Begleitband, in der die Abstimmung mit der Frontfrau und untereinander mehr und mehr verloren ging. Allgemeine Verwirrung herrschte schon in der Zuordnung der Notenblätter, die erst mal durch ein kurzes Palaver in die richtige Reihenfolge gebracht werden mussten. Auch dann blieb trotz effektvoller Arrangements so Manches Stückwerk, dessen Zusammenhalt mit relativ brüchigem Mörtel nur mühsam gewährleistet wurde.

Schade eigentlich, denn Ann Malcolm singt ehrlich und klar, sie intoniert sauber und direkt, hat eine Stimme, die zwar in den oberen Lagen unter dem relativ trockenen Sound der Gesangsanlage zu leiden hatte, jedoch Persönlichkeit und Individualität besitzt. Zu selten aber gelang die sensible Zwiesprache mit Scherrer wie in „R.S.V.P.“, dem Titelsong ihrer CD, als dass der Funke so richtig hätte überspringen können.