Alfredo Rodriguez Trio | 10.11.2017

Donaukurier | Karl Leitner
 

Das Dumme ist, dass der letzte Eindruck immer der nachhaltigste ist. Deshalb wird man sich nach diesem Konzert des kubanischen Alfredo Rodriguez Trios vermutlich immer als erstes an die völlig missglückte Version des Gassenhausers „Guantanamera“ als letzter Nummer im Programm erinnern. Was hat Rodriguez da nur geritten! Der Song ist ja eh schon nicht sonderlich originell, aber in einer derart tumben Happy-Mitklatsch-Version ist er völlig unmöglich.

Dabei sind die knapp 90 Minuten davor durchaus interessant. Rodriguez und seine Begleiter (Munir Hossn an E-Bass und Gitarre sowie Michael Olivera am Schlagzeug) toben sich völlig ungeniert aus auf der riesigen Spielwiese des Jazz, setzten das Klangbild des Rock in Verbindung mit den Improvisationen des Jazz, spielen elektronisch verstärkten Fusion-Jazz inklusive Vocoder, Sampler und Phaser, gönnen sich jedoch auch lyrische Momente mit fragilen Pianoläufen, bringen bei „Ay Mama Ines“ die Folklore Kubas ins Spiel, driften bisweilen ab in die Gefilde der Avantgarde.

Ab und zu ergeben sich Längen, das stimmt schon, fehlt den ausufernden Kompositionen etwas die Stringenz, der Blick aufs Wesentliche, zudem lässt der Mann am Bass seinem Faible für Gimmicks recht viel Raum, was nicht jedermanns Geschmack sein dürfte. Der Umgang der Band mit der Vielfalt an Möglichkeiten aber hat durchaus auch seinen Reiz. Die fließenden Linien des Pianisten, seine loopartigen Kreisel, die Energie, die er in die weißen und schwarzen Tasten fließen lässt, sein quirliges Spiel auf ziemlich robuster Funk- und Rockbasis – ja, das hat schon was, wenn man nicht zur Fraktion derer gehört, die Miles Davis heute noch vorwerfen, vor über 50 Jahren den Jazz für alle weithin hör- und sichtbar elektrifiziert zu haben.

Wobei – diese Einschränkung sei erlaubt – ein auf den Punkt gespielter kubanischer Rhythmus, der so gut in die Beine geht, schon mal von vorne herein vieles verzeiht, auch die ein oder andere Sequenz mit Leerlauf. Nur eben „Guantanamera“ nicht. Schade, dass die Musiker mit diesen schier ewig langen zehn Minuten zum Ende hin das vorher mühsam Aufgebaute selbst wieder zum Einsturz bringen. Da hilft dann auch die im Grunde schon wieder originelle Zugabe nicht mehr. „Thriller“, den Titelsong aus Michael Jackson’s Jahrhundertalbum hat Rodriguez dafür ausgewählt, was wohl nicht zufällig geschah. Schließlich hat der große Quincy Jones Rodriguez seinerzeit entdeckt und auf die Karriereleiter gesetzt. Und wer hat Jackson’s Meisterwerk des Pop produziert? – Eben.