Alejandro Ziegler ist ein würdiger Erbe Astor Piazollas, des großen Bewahrers und Erneuerers des Tango. In einem handverlesenen Quartett junger argentinischer Musiker gab der Pianist aus Buenos Aires ein herausragendes Zeugnis vom Stand der Dinge, traditionell, modern, aktuell.
Vier Jahreszeiten! Kein Vivaldi, sondern Piazolla, kein Barock, sondern Tango! Erst der Herbst, dann der Winter an diesem Abend im Neuburger Birdland. Der Melancholie des Tango kommt die Reihenfolge entgegen, jener dem Blues des Nordens eng verwandten, rätselhaften Seelenqual, für die das Dasein selbst den Grund gibt. Alejandro Ziegler am Bösendorfer, Javier Stromann am Bandoneon, Astro Rocco an der Violine und Patricio Peralta am Kontrabass spielen leidenschaftlich gefühlvolle Musik in hoher Raffinesse, eigenständiger Interpretation und der vollkommenen Eleganz des Tanzes.
Die klassische „Schwarze Blume“ inspiriert Zieglers Musik ebenso wie Piazollas berühmter „Libertango“ und der Rio de la Plata, an dessen Gestaden sich so herrlich träumen, komponieren und musizieren lässt.
Der Puls des Lebens ist im Tango besonders markant, das Herz schlägt bis zum Hals, die Musik schnürt in bittersüße Fessel, was der Traurigkeit des Daseins entkommen will, und animiert zu schmiegsamem Tanz.
Dass Klavier, Bandoneon, Violine und Bass in hoher Virtuosität zusammenspielen, gibt der Musik des Alejandro Ziegler Cuarteto das Tüpfelchen auf’s i. Die Stimmen verschmelzen in Melodie, Harmonie, organisch atmender Phrasierung und bewegender rhythmischer Gestaltung mal zart, mal herb zu einem farbenreichen Geflecht purer Poesie. Da darf ein „Sommer“ nicht fehlen, der den Winter schier vergessen lässt am grauen Donaustrand in Neuburg.