Albie Donnelly’s Saxplosion | 26.04.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

„Ooh Baby, Let the Good Times Roll”. – Diesen Gassenhauer von Louis Jordan haben Albie Don-nelly‘s Saxplosion bei ihrem Auftritt im Neuburger Birdland Jazzclub zwar nicht im Programm, aber er hätte optimal gepasst als Überschrift über das gesamte Konzert. Denn es geht tatsächlich um die „Good Times“ von einst und um den mächtigen „Roll“ dieser drei Saxofonisten, die an diesem Abend weniger ein Jazzkonzert geben als vielmehr zwei lupenreine Rhythm’n‘Blues-Sets hinlegen, wie man sie – nachdem man ja nicht persönlich dabei war – von Vinylplatten aus der Zeit des Swinging London kennt, so man sich für diese Art Musik interessiert.

Legendäre Clubs aus dieser Zeit wie das Marquee oder das Hammersmith Odeon und Formationen wie “Zoot Money‘s Big Roll Band”, das “Alan Price Set”, die “Graham Bond Organization“ und ihre von wuchtigen Bläsersätzen vorwärtsgepeitschten Songs kommen einem in den Sinn, wenn man den drei Saxofonisten Albie Donnelly (Alt), Molly Duncan (Tenor) und Jürgen Wieching (Bariton) sowie Uwe Petersen (Schlagzeug) und Horst Bergmeier (Keyboards) zuhört. Im Mittelpunkt stehen natürlich exakt diese drei, deren Spielweise recht wenig mit der von Jazz-Giganten wie Charly Parker oder John Coltrane zu tun hat, dafür aber umso mehr mit Honkern wie King Curtis und Louis Jordan, mit Musikern also, deren Sound zwischen Nebelhorn und Hochton-Sirene liegt und in erster Linie eines sein muss, nämlich heiß und schweißtreibend.

Wer Klassiker wie „Caledonia“, „Riot In Cell Block No. 9“ oder „Mellow Saxophone“ derart wuchtig in den Saal donnert wie diese Band, wer derart locker seine Späßchen mit dem Publikum treibt wie Albie Donnelly, wer schließlich Duke Ellington’s „Caravan“ und Muddy Waters‘ „Hoochie Koochie Man“ unter einen Hut und damit den Saal zum Toben bringt, der kann so falsch nicht liegen. Und weil schließlich auch noch in der Person Molly Duncan‘s der Komponist von „Pick Up The Pieces“, des Hits der Average White Band, mit auf der Bühne steht, darf auch diese Nummer nicht fehlen.

Am Ende läuft es auf drei Zugaben hinaus, was einiges über die Akzeptanz der Band beim Publikum aussagt. Donnelly hat ja Erfahrung damit, Säle zum Kochen zu bringen. Auf der 85-er LP „Live At Maxim’s“ seiner Zweitband „Supercharge“ kann man sogar nachhören, wie er mit dem schrillen Gequieke aus seinem Saxofon die Champagnerkelche auf der Hochzeitsfeier der Reederstochter Christina Onassis zum Platzen bringt. So weit kommt es bei allem Offensivdrang und bei allem Drive der Band im Birdland aber nicht. Bier-, Wein- und Wassergläser sind ja gottlob etwas dickwandiger.